Symptome bei Panikattacken: Erkennen und richtig reagieren
- Sie erkennen die körperlichen Symptome einer Panikattacke.
- Sie erfahren, wie sich die psychischen Symptome äußern.
- Sie lernen, wie Panikattacken im Alltag auftreten können.
- Sie verstehen die Auswirkungen von Panikattacken im Schlaf.
- Sie erfahren, wann professionelle Hilfe wichtig ist.
Was ist eine Panikattacke?
Eine Panikattacke ist ein plötzlicher, intensiver Anfall von Angst oder Unwohlsein, der in der Regel innerhalb weniger Minuten seinen Höhepunkt erreicht. Die Symptome setzen oft ohne Vorwarnung ein und sind so stark, dass viele Betroffene zunächst glauben, einen Herzinfarkt oder eine andere ernste Erkrankung zu haben.
Dieses Erlebnis kann äußerst beängstigend sein und zu einem Gefühl der Ohnmacht oder des Kontrollverlustes führen.
Die körperlichen und psychischen Symptome sind oft so intensiv, dass viele Personen medizinische Hilfe suchen, in der Annahme, dass sie einen lebensbedrohlichen Notfall erlitten haben.
Auch wenn Panikattacken selbst in der Regel nicht gefährlich sind, können sie das Wohlbefinden und die Lebensqualität stark beeinträchtigen und machen eine gezielte Behandlung sinnvoll.
Eine Panikattacke dauert meist bis zu 30 Minuten. „Aber sie dauert keine Stunde. Dann liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas anderes vor“, sagt Prof. Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor und Chefarzt im Bereich Allgemeinpsychiatrie und Psychosomatische Medizin am kbo-Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg in der Apotheken-Umschau.
Körperliche Symptome einer Panikattacke
Während einer Panikattacke wird der Körper von einer plötzlichen „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion erfasst, die zu zahlreichen körperlichen Symptomen führen kann. Diese Reaktionen sind oft überwältigend und sorgen dafür, dass die Panikattacke besonders bedrohlich wirkt. Zu den häufigsten körperlichen Symptomen gehören:
Herz-Kreislauf-System
Viele Betroffene verspüren ein starkes Herzklopfen oder das Gefühl, das Herz überschlage sich. Ein Engegefühl in der Brust oder stechende Schmerzen können ebenfalls auftreten und werden oft als Anzeichen eines Herzinfarkts fehlinterpretiert.
„Es gibt aber durchaus Unterschiede, durch die man eine Panikattacke von einem Herzinfarkt unterscheiden kann: Treten starke Schmerzen auf? Sitzt der Schmerz mehr in der Mitte der Brust? Mit welchen Symptomen geht das Ereignis sonst noch einher? Gibt es Risikofaktoren für eine Herzerkrankung?“, sagt PD Dr. Miriam Schiele, Angstforscherin und am Universitätsklinikum Freiburg in der Apotheken-Umschau.
Atmung
Atemnot und das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen, sind typische Symptome. Viele erleben auch ein Erstickungsgefühl oder beginnen unbewusst zu hyperventilieren, was Schwindel und Benommenheit verstärken kann.
Nervensystem
Panikattacken können Zittern und Schwindel auslösen. Einige Betroffene verspüren auch Taubheitsgefühle oder ein Kribbeln in den Händen, Füßen oder im Gesicht, was die Angst weiter verstärkt.
Magen-Darm-System
Übelkeit oder ein unangenehmes Gefühl im Magen sind häufige Begleiterscheinungen. Manche Menschen berichten auch von Magenkrämpfen oder einem Gefühl von „Schmetterlingen im Bauch“.
Weitere Symptome
Starkes Schwitzen, plötzliche Hitzewallungen oder Kälteschauer treten bei vielen Betroffenen auf. Auch das Gefühl, sich selbst oder die Umgebung nicht mehr richtig wahrzunehmen (Derealisation und Depersonalisation), ist häufig und verstärkt die Panik noch weiter.
Psychische Symptome einer Panikattacke
Neben den körperlichen Symptomen verursacht eine Panikattacke intensive psychische Belastungen, die die Angst und das Gefühl der Bedrohung noch weiter verstärken. Diese emotionalen und mentalen Symptome machen Panikattacken zu einer tiefgreifenden, beängstigenden Erfahrung. Typische psychische Symptome sind:
Intensive Angst oder Panik
Ein plötzlicher Anfall starker Angst kann ohne offensichtlichen Grund auftreten und erzeugt das Gefühl einer akuten Bedrohung. Die Angst erreicht oft ein Ausmaß, das nicht mehr kontrollierbar erscheint.
Angst vor Kontrollverlust oder gar „Verrücktwerden“
Viele Betroffene haben während einer Panikattacke das Gefühl, die Kontrolle über ihren Körper oder Geist zu verlieren. Dieser Kontrollverlust kann so stark sein, dass man fürchtet, „verrückt zu werden“ oder sich peinlich zu verhalten.
Todesangst
Die körperlichen Symptome einer Panikattacke sind oft so intensiv, dass viele Betroffene glauben, an einer lebensbedrohlichen Krankheit zu leiden und sterben zu müssen. Diese starke Angst vor dem Tod verstärkt das Gefühl der Ohnmacht und der Panik zusätzlich.
Gefühl von Entfremdung
Viele Menschen beschreiben eine Art „Trennung“ von der Realität während der Panikattacke. Sie haben das Empfinden, die Umgebung oder sich selbst nicht mehr real wahrzunehmen, was als Derealisation (Umgebung wirkt unwirklich) und Depersonalisation (Selbstentfremdung) bezeichnet wird. Diese Entfremdungserlebnisse verstärken oft das Gefühl der Panik und des Kontrollverlusts.
Achtung: Gefahr durch Hyperventilation
Während einer Panikattacke kann es zu einer Hyperventilation kommen, die Schwindel und Taubheitsgefühle verstärkt. Fokussieren Sie sich auf ruhiges, langsames Atmen. Eine einfache Atemübung kann helfen: Atmen Sie vier Sekunden ein, halten Sie kurz die Luft an und atmen Sie dann sechs Sekunden aus.
Panikattacken-Symptome im Tagesverlauf
Obwohl Panikattacken oft abrupt und nur für einige Minuten auftreten, können ihre Auswirkungen über den gesamten Tag spürbar bleiben. Viele Betroffene fühlen sich nach einer Panikattacke erschöpft und erleben eine Art „Nachbeben“ von Symptomen, die Stunden oder sogar Tage anhalten können. Zu diesen länger anhaltenden Symptomen zählen:
Nach einer Panikattacke bleibt oft eine Grundanspannung im Körper bestehen. Diese ständige Nervosität kann zu Schlafproblemen, erhöhter Reizbarkeit und Erschöpfung führen. Viele Betroffene entwickeln zudem eine starke Angst davor, erneut eine Panikattacke zu erleben. Diese sogenannte „antizipatorische Angst“ kann dazu führen, dass man bestimmte Orte oder Aktivitäten vermeidet, die man mit früheren Panikattacken in Verbindung bringt. Dies kann die Lebensqualität und das soziale Leben stark beeinträchtigen.
Die ständige Sorge vor einer weiteren Panikattacke sowie die Nachwirkungen der vorherigen Attacke können ferner dazu führen, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, sich auf Aufgaben zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen. Im Alltag kann das zu Unsicherheiten und einer eingeschränkten Fähigkeit führen, den eigenen Tag normal zu gestalten.
Zu wissen, dass eine Panikattacke normalerweise nach kurzer Zeit abklingt und es Methoden gibt, die Angst im Nachhinein zu mildern, kann Betroffenen helfen, die Kontrolle über ihr tägliches Leben zurückzugewinnen. Die antizipatorische Angst sollte nicht unterschätzt werden, da sie zu einer Art „Angst vor der Angst“ führt, die langfristig das Leben stark belasten kann.
Symptome in spezifischen Situationen
Bestimmte Situationen können Panikattacken verstärken oder das Risiko eines Anfalls erhöhen. In solchen Momenten wirken sich die Symptome nicht nur auf das Wohlbefinden der Betroffenen aus, sondern können auch zu einer unmittelbaren Gefahr werden. Die häufigsten spezifischen Situationen, in denen Panikattacken auftreten, sind:
Panikattacken beim Autofahren
Panikattacken am Steuer sind besonders gefährlich, da die Symptome wie Herzrasen, Schwindel oder ein Gefühl des Kontrollverlusts die Konzentration und Reaktionsfähigkeit stark beeinträchtigen. Betroffene erleben oft das Gefühl, „flüchten“ zu wollen, was während der Fahrt äußerst problematisch ist.
4 Sicherheitstipps bei Panikattacken beim Autofahren
- Sofort an einem sicheren Ort anhalten.
- Ruhig und tief durchatmen.
- Den Fokus auf das Lenkrad und die Umgebung legen, um sich zu erden.
- Falls die Panikattacken beim Fahren regelmäßig auftreten, ist es ein gute Idee, auf längeren Strecken Begleitung mitzunehmen und langfristig therapeutische Unterstützung zu suchen.
Panikattacken im Schlaf
Panikattacken können auch während des Schlafs auftreten und die Betroffenen abrupt und mit starker Angst und körperlichen Symptomen wecken. Solche nächtlichen Panikattacken sind häufig sehr erschreckend, da sie ohne Vorwarnung eintreten und Betroffene in Verwirrung und Panik versetzen.
Um nächtliche Panikattacken zu verhindern, können eine entspannende Abendroutine, der Verzicht auf Stimulanzien wie Koffein und der Einsatz von Entspannungsmethoden vor dem Zubettgehen hilfreich sein.
Falls die nächtlichen Panikattacken häufiger auftreten, ist es ratsam, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen, um mögliche Ursachen abzuklären und gezielte Maßnahmen zu ergreifen.
Stress und Panikattacken-Symptome
Stress ist ein wesentlicher Auslöser für Panikattacken. Sowohl chronische Belastungen als auch plötzliche Stressereignisse erhöhen das Risiko für Panikattacken signifikant, da sie den Körper in eine ständige Alarmbereitschaft versetzen. Besonders häufig tritt dies bei anhaltendem Stress am Arbeitsplatz oder durch familiäre Herausforderungen auf.
Eine gezielte Stressbewältigung kann nicht nur das Risiko für Panikattacken senken, sondern auch die allgemeine Lebensqualität verbessern und die Resilienz gegenüber alltäglichen Belastungen stärken. Besonders bei Menschen, die bereits Panikattacken erlebt haben, sind regelmäßige Entspannungs- und Stressmanagement-Techniken eine wichtige Präventionsmaßnahme.
Hilfreiche Techniken zur Stressbewältigung
- Atemübungen: Langsames, tiefes Atmen beruhigt die Symptome und den Körper.
- Muskelentspannung: Abwechselndes An- und Entspannen der Muskeln hilft, die innere Spannung zu reduzieren.
- Achtsamkeit: Regelmäßige Achtsamkeits- und Meditationstechniken fördern Ruhe und Gelassenheit.
Fazit
Panikattacken sind intensive Angstanfälle, die sich mit starken körperlichen und psychischen Symptomen äußern. Sie treten oft ohne Vorwarnung auf und können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen.
Sowohl körperliche Anzeichen wie Herzrasen als auch emotionale Symptome wie Todesangst gehören dazu. Stress und bestimmte Situationen, wie Autofahren oder Schlafen, erhöhen das Risiko für eine Attacke.
Mit Entspannungsmethoden und professioneller Unterstützung lassen sich Panikattacken oft gut bewältigen, und Betroffene können lernen, die Kontrolle zurückzugewinnen und den Alltag wieder zu meistern.
Achtung: Herzsymptome nicht unterschätzen
Panikattacken verursachen oft Symptome wie Herzrasen und Brustschmerzen, die einem Herzinfarkt ähneln. Wenn diese Symptome neu auftreten oder besonders stark sind, suchen Sie zur Sicherheit medizinische Hilfe auf, um eine ernste Herzerkrankung auszuschließen.
FAQ
Warum fühlt es sich während einer Panikattacke oft so an, als hätte man einen Herzinfarkt?
Viele Symptome einer Panikattacke, wie Herzrasen, Brustschmerzen und Atemnot, ähneln denen eines Herzinfarkts. Diese körperlichen Reaktionen entstehen durch den erhöhten Adrenalinspiegel und die Aktivierung des „Kampf-oder-Flucht“-Modus im Körper, sind aber in der Regel harmlos.
Können Panikattacken nur ein einzelnes Symptom haben, wie zum Beispiel Atemnot?
Ja, eine Panikattacke kann auch nur mit einem einzelnen Symptom auftreten, wie z. B. Atemnot oder Schwindel. Oft kommen jedoch mehrere Symptome gleichzeitig vor, was die Attacke noch intensiver erscheinen lässt.
Warum treten bei Panikattacken manchmal Kribbeln oder Taubheitsgefühle auf?
Das Kribbeln oder Taubheitsgefühl entsteht durch Hyperventilation, also übermäßiges Atmen, was zu einem Ungleichgewicht des Kohlendioxidgehalts im Blut führt. Dies kann ein unangenehmes, aber ungefährliches Kribbeln in Händen, Füßen oder Gesicht auslösen.
Was sind die visuellen Symptome einer Panikattacke?
Bei einer Panikattacke können auch visuelle Störungen auftreten, wie das Gefühl, verschwommen zu sehen oder Lichtblitze wahrzunehmen. Diese Symptome entstehen durch die körperliche Anspannung und den erhöhten Stresspegel.
Kann es während einer Panikattacke zu Übelkeit oder Bauchschmerzen kommen?
Ja, Übelkeit und Magenbeschwerden sind häufige Symptome, da Panikattacken den Magen-Darm-Trakt beeinflussen können. Durch den Anstieg des Stresshormons Cortisol wird das Verdauungssystem aktiviert, was zu Magenkrämpfen oder Übelkeit führen kann.