Akutmittel bei Panikattacken
- Was Panikattacken sind und woran man sie erkennt.
- Welche Methoden schnell gegen Panik helfen können.
- Was Sie langfristig gegen Panikattacken tun können.
- Welche Rolle medizinisches Cannabis bei der Behandlung spielen kann.
Was sind Panikattacken?
Eine Panikattacke ist ein plötzlicher, intensiver Anfall von Angst, der mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüchen, Atemnot, Übelkeit und Schwindel einhergeht.
Diese Symptome können innerhalb von Minuten ihren Höhepunkt erreichen und innerhalb von 10 Minuten wieder abklingen. Panikattacken unterscheiden sich von allgemeiner Angst dadurch, dass sie plötzlich und intensiv auftreten und mit einer Reihe von körperlichen Symptomen verbunden sind.
Körperliche Symptome
- Herzklopfen oder beschleunigter Herzschlag
- Schweißausbrüche
- Zittern oder Schwindel
- Atemnot oder das Gefühl, keine Luft zu bekommen
- Brustschmerzen
- Übelkeit oder Bauchbeschwerden
- Hitzewallungen oder Kälteschauer
- Kribbeln in den Gliedmaßen
Emotionale Symptome
- Überwältigende Angst vor dem Tod oder Kontrollverlust
- Das Gefühl, „den Verstand zu verlieren!“
- Derealisation (das Gefühl, von der Umgebung losgelöst zu sein)
Es ist wichtig, zwischen einer Panikattacke und allgemeiner Angst zu unterscheiden. Angst ist oft ein kontinuierlicher Zustand, während eine Panikattacke plötzlich und unerwartet auftritt und von kurzer Dauer ist.
Risikofaktoren für Panikattacken können Stress, genetische Veranlagung und bestimmte Lebensereignisse sein.
Gut zu wissen
Wichtig ist, dass Betroffene lernen frühzeitig Anzeichen zu erkennen, wie zum Beispiel ein erhöhtes Herzklopfen oder Schwindelgefühle. Eine Vorbereitung auf solche Momente kann helfen, die Attacken besser zu kontrollieren. Neben Atemübungen kann es hilfreich sein, einen vertrauten Ort aufzusuchen oder beruhigende Musik zu hören.
Strategien und Techniken bei einer Panikattacke
Während einer Panikattacke ist es entscheidend, Strategien zu haben, um die Symptome schnell zu bewältigen. Hier sind einige Akutmittel bei Panikattacken, die Sie in akuten Situationen anwenden können:
Tiefes Atmen
Bei einer Panikattacke kann es leicht passieren, dass das Atmen flach und unregelmäßig wird, was das Gefühl der Panik verstärkt. Tiefes, bewusstes Atmen hilft, den Körper zu beruhigen. Eine einfache Übung ist die 4-7-8-Methode:
- Einatmen: Atmen Sie langsam durch die Nase ein und zählen Sie dabei bis vier.
- Anhalten: Halten Sie den Atem für sieben Sekunden an.
- Ausatmen: Atmen Sie langsam durch den Mund aus, während Sie bis acht zählen.
Diese Technik verlangsamt den Herzschlag und lindert die Paniksymptome.
Ablenkung suchen
Sich auf etwas andere zu konzentrieren, kann dabei helfen, das Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen. Eine bewährte Methode ist die 5-4-3-2-1-Technik:
- 5 Dinge sehen: Schauen Sie sich um und benennen Sie fünf Dinge, die Sie sehen.
- 4 Dinge fühlen: Berühren Sie vier verschiedene Dinge in Ihrer Umgebung.
- 3 Dinge hören: Hören Sie auf drei Geräusche um Sie herum.
- 2 Dinge riechen: Konzentrieren Sie sich auf zwei Gerüche.
- 1 Ding schmecken: Nehmen Sie einen Geschmack bewusst wahr, vielleicht einen Schluck Wasser oder einen Kaugummi.
Achtsamkeit und Entspannung
Achtsamkeitstechniken wie progressive Muskelentspannung können ebenfalls helfen, den Körper zu beruhigen. Dabei werden einzelne Muskelgruppen nacheinander angespannt und wieder entspannt. Diese Methode hilft, Spannungen abzubauen und die körperlichen Symptome zu lindern.
Gut zu wissen
Regelmäßige körperliche Bewegung kann helfen, Panikattacken vorzubeugen. Sport wie Joggen, Schwimmen oder Yoga reduziert den Stresspegel und stärkt das allgemeine Wohlbefinden. Auch eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen kann die psychische Stabilität fördern. Zudem ist es hilfreich, Stressfaktoren im Alltag zu identifizieren und gezielt abzubauen.
Langfristige Bewältigung und Behandlung von Panik
Für Menschen, die regelmäßig Panikattacken erleben, ist eine langfristige Behandlung entscheidend, um das Risiko von erneuten Attacken zu verringern.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine der am besten erforschten und wirksamsten Behandlungsansätze für Panikattacken. Diese Therapieform hilft, negative Denkmuster zu erkennen und durch realistischere und positivere Gedanken zu ersetzen. Durch die KVT lernen Betroffene, die Angst vor Panikattacken zu reduzieren und diese besser zu bewältigen.
“Bei der Pathogenese der Panikstörung gibt es zwei konkurrierende Vorstellungen: Für die eine steht die leichtere Erregbarkeit im Furcht-Netzwerk im Vordergrund, das auf normale Reize überreagiert. Die andere Hypothese vermutet kognitive Prozesse als Ursache der Angststörung. Danach sind negative Gedanken oder Ruminationen für die Panikattacken verantwortlich.”, schreibt Arzt und Medizinjournalist Rüdiger Meyer im Ärzteblatt.
Es sähe so aus, heißt es weiter, dass die Panikattacken durch Gedanken ausgelöst werden. Damit seien sie für Psychotherapien behandelbar.
Medikamente
Medikamente können bei schweren Fällen von Panikattacken eingesetzt werden. Zu den gängigen Medikamenten gehören:
- Antidepressiva wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Diese Medikamente wirken langfristig angstlindernd, können jedoch mehrere Wochen brauchen, bis sie ihre volle Wirkung entfalten. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Gewichtszunahme und Schlafstörungen.
- Benzodiazepine werden in akuten Fällen eingesetzt, da sie schnell beruhigend wirken. Allerdings besteht bei längerem Gebrauch ein Risiko für Abhängigkeit, weshalb sie nur kurzfristig verwendet werden sollten.
Achtung
Während medizinisches Cannabis in einigen Bereichen vielversprechend erscheint, gibt es bestimmte Einschränkungen. Der Wirkstoff THC, der ebenfalls in Cannabis enthalten ist, kann bei manchen Menschen Angst verstärken oder sogar Panikattacken auslösen.
Alternative Therapien
Neben KVT und Medikamenten gibt es auch alternative Ansätze zur Behandlung von Panikattacken. Dazu gehören:
- Entspannungsverfahren wie Meditation, Yoga und Atemübungen
- Selbsthilfegruppen, die den Austausch mit anderen Betroffenen ermöglichen
- Körperorientierte Verfahren wie progressive Muskelentspannung und autogenes Training
Medizinisches Cannabis bei Panikattacken
Medizinisches Cannabis wird zunehmend als potenzielle Behandlungsoption für Angstzustände und Panikattacken untersucht. Die Cannabinoide in Cannabis, insbesondere Cannabidiol (CBD), haben angstlösende Eigenschaften, die zur Linderung von Symptomen beitragen können.
Wirkweise von Cannabis
CBD als Tee oder in Tropfenform wirkt auf das Endocannabinoid-System des Körpers, das eine Rolle bei der Regulierung von Angst und Stress spielt. Durch die Aktivierung bestimmter Rezeptoren kann CBD beruhigend und entspannend wirken.
Im Gegensatz zu THC, dem psychoaktiven Bestandteil von Cannabis, macht CBD nicht „high“ und hat ein geringeres Missbrauchspotenzial.
Wichtig
Bevor medizinisches Cannabis als Behandlungsoption in Betracht gezogen wird, sollten Betroffene unbedingt Rücksprache mit einem Arzt oder Psychiater halten. Die individuelle Verträglichkeit und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen sorgfältig abgewogen werden.
Forschung und Wirksamkeit
Studien haben gezeigt, dass CBD bei Angststörungen vielversprechend ist. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2019, veröffentlicht im Journal of Clinical Psychology, ergab, dass CBD bei den meisten Teilnehmern die Angst signifikant reduzierte.
Allerdings ist die Forschung noch im Anfangsstadium, und Experten wie die Forscherin Nicola Black von der Universität Sydney betonen: “Es gibt weiterhin unzureichende Belege, um eine Empfehlung für die Verwendung von Cannabinoiden zur Behandlung psychischer Störungen im Rahmen eines regulatorischen Rahmens zu geben. Weitere hochwertige Studien, die den Effekt von Cannabinoiden auf die Behandlung psychischer Störungen direkt untersuchen, sind erforderlich.”
Fazit – Panikattacken sind behandelbar
Panikattacken können äußerst belastend sein, aber mit den richtigen Strategien und Behandlungsansätzen sind sie gut zu bewältigen.
Akute Maßnahmen wie Atemtechniken und Erdungsübungen können schnelle Linderung bringen, während langfristige Therapien wie die kognitive Verhaltenstherapie und Medikamente helfen, die Häufigkeit und Schwere der Attacken zu reduzieren.
Medizinisches Cannabis könnte in Zukunft eine alternative Option darstellen, doch sollte dessen Einsatz immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
FAQ
Was sind die häufigsten Auslöser für Panikattacken?
Häufige Auslöser für Panikattacken sind stressige Lebensereignisse wie der Verlust eines geliebten Menschen, beruflicher Druck oder bedeutende Veränderungen im Leben. Auch übermäßiger Konsum von Koffein, Alkohol oder Drogen kann Panikattacken auslösen. Manchmal treten sie jedoch auch ohne erkennbaren Grund auf.
Wie lange dauern Panikattacken in der Regel?
Panikattacken erreichen in der Regel innerhalb von 10 Minuten ihren Höhepunkt und dauern oft zwischen 5 und 20 Minuten. Einige Symptome können jedoch länger anhalten, weshalb es wichtig ist, Strategien zur Bewältigung zu entwickeln, um die Intensität zu verringern.
Können Kinder oder Jugendliche Panikattacken haben?
Ja, Panikattacken können auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten. In dieser Altersgruppe können sie oft durch schulischen Druck, soziale Ängste oder familiäre Probleme ausgelöst werden. Es ist wichtig, bei Anzeichen von Panikattacken professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um geeignete Bewältigungsstrategien zu erlernen.