Cannabis gegen Depressionen und PTBS
- was Depressionen und PTBS sind und welche Therapien es dagegen gibt.
- ob Cannabis bei PTBS eine gute Behandlungsmöglichkeit ist.
- wie THC bei Depressionen wirkt.
- was zu beachten ist, wenn Depressionen oder PTBS mit Cannabis behandelt werden sollen.
Depressionen und PTBS - ein häufiges Phänomen
Mehr als fünf Millionen erwachsene Deutsche erkranken mindestens einmal im Leben an einer Depression. Hinzu kommen zahlreiche Kinder und Jugendliche. Dabei kann es sich um eine vorübergehende Episode gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit oder tiefer Niedergeschlagenheit handeln oder um eine anhaltende Störung, die das gesamte Leben überschattet und schlimmstenfalls Selbstmordgedanken mit sich bringen kann.
Die Therapiemöglichkeiten sind vielfältig: Psychotherapie, Psychopharmaka. Kunst- oder Bewegungstherapie und noch zahlreiche weitere. Ob der jeweilige Therapieansatz jedoch anschlägt, ist individuell ausgesprochen unterschiedlich. Rund die Hälfte der Patienten erweisen sich als resistent gegen die üblichen Methoden.
Gut zu wissen
Typische Symptome von PTBS sind Albträume, negative Gedanken, Flashbacks und Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen.
Das Akronym PTBS steht für PostTraumatische BelastungsStörung. Erhebungen zufolge leiden etwa zwei bis drei Prozent der Deutschen unter einer solchen Störung, die durch besonders schlimme Erfahrungen ausgelöst wird.
Das kann ein Einsatz in Krisengebieten für Soldaten und Helfer sein, aber auch eine Erfahrung mit Gewalt, etwa eine Vergewaltigung, ein schwerer Unfall oder ein Verbrechen. Die Heilungsansätze ähneln denen von Depressionserkrankten.
Kognitive Verhaltenstherapien, Ergotherapie, Kunsttherapien und unterstützend die Einnahme von Medikamenten führen bei vielen Patienten zu einer Verbesserung der Symptome oder gar einer Heilung. Bei rund 30 Prozent der Betroffenen bleibt die Störung allerdings über einen längeren Zeitraum bestehen und schränkt deren Leben empfindlich ein.
So wirkt Cannabis
- Stimmungsaufhellung
- gegen Übelkeit und Erbrechen
- schmerzlindernd
- gegen Krämpfe und Spastik.
Kann Cannabis bei PTBS helfen?
In Bezug auf posttraumatische Belastungsstörungen scheint es hinreichende Belege für einen Nutzen der Gabe von Cannabis zu geben.
Achtung
Cannabis kann in vielen Fällen Leiden lindern oder heilen, vorausgesetzt, dass es korrekt dosiert eingesetzt wird. Es sind aber auch Verschlimmerungen der Symptome oder andere Nebenwirkungen möglich. Setzen Sie daher Cannabis zur medizinischen Behandlung nur mit ärztlicher Begleitung ein.
Prof. Dr. med. Kirsten Müller-Vahl von der Medizinischen Hochschule Hannover schreibt in einem Artikel aus dem Jahr 2012: “In Rhode Island (USA) wurde etwa 40 % aller 4 300 staatlich registrierten Patienten, die Cannabis konsumierten, eine Behandlung mit Cannabis ärztlicherseits wegen einer PTBS empfohlen. Der Oberste Gerichtshof von Kroatien hat im Jahr 2009 entschieden, dass Kriegsveteranen Cannabis legal nutzen dürfen. Einer im Jahre 2011 vorgestellten Beobachtungsstudie aus Israel zufolge hat Cannabis einen relevanten therapeutischen Nutzen bei der Behandlung der PTBS. Nach einer klinischen Studie aus Kanada reduziert das Cannabinoid Nabilon Albträume und Flashbacks.”
Eine neuere Betrachtung relevanter Studien aus dem Jahr 2021 kommt zu dem Ergebnis: “Die Mechanismen, durch die Cannabis Albträume oder Schlafstörungen reduzieren kann, sind unbekannt. Es wird spekuliert, dass Wirkstoffe in Cannabis wie THC und CBD die Gedächtnisverarbeitung und das Endocannabinoidsystem im Gehirn verstärken und so Schlafstörungen, Albträume und allgemeine PTBS-Symptome reduzieren. Patienten mit reduzierten PTBS-Symptomen und emotionaler Betäubung können eine bessere Lebensqualität, psychosoziale Funktionsfähigkeit und Arbeitsfähigkeit erfahren.”
Gut zu wissen
Die Verschreibung von Cannabis ist durch jeden Arzt möglich unter der Voraussetzung, dass eine Erkrankung vorliegt, die die Lebensqualität massiv einschränkt oder lebensbedrohlich ist.
Die Erfahrungen mit Cannabis zur Behandlung von PTBS sind allerdings noch nicht ausreichend, um eine sichere Wirkung bei allen Betroffenen zu garantieren. In manchen Fällen verstärken sich die Symptome unter dem Einfluss von Cannabis sogar.
Was kann Cannabis gegen Depressionen ausrichten?
Noch fehlen weitreichende Untersuchungen über die Wirkung von Cannabis und dem enthaltenen THC auf verschiedene Erkrankungen. Das trifft auch auf den Bereich der depressiven Störungen zu.
Gerade bei den Patienten, bei denen die bisherigen Standardbehandlungen nicht angeschlagen haben, scheint sich jedoch abzuzeichnen, dass die Verwendung von Cannabis ihre Leiden lindern kann. Der Schweregrad der Depression sank bei gut der Hälfte der Probanden in einer Studie innerhalb von 18 Wochen signifikant ab. Nebenwirkungen, die etwa ein Drittel der Teilnehmer erfahren haben, waren sämtlich mild.
„In Deutschland verordnen nicht nur Fachärztinnen und -ärzte für Psychiatrie und Psychotherapie Medikamente bei depressiven Erkrankungen, sondern auch viele Hausärztinnen und Hausärzte. Bisher fehlte es allerdings an wissenschaftlichen Daten zur medizinischen Anwendung von Cannabis bei depressiven Erkrankungen. Die Ergebnisse dieser Studie sind erste Hinweise auf den Nutzen und die Sicherheit bei der ärztlichen Behandlung von Depressionen mit medizinischem Cannabis“, sagt Dr. Michael Specka von der Universität Duisburg-Essen.
Ist THC das Zaubermittel gegen Depressionen und PTBS?
Weder Depressionen noch erlittene Traumata lassen sich nach heutigem Stand der Wissenschaft zuverlässig mit Cannabisprodukten behandeln. Die Studienlage ist noch viel zu dünn, und zwar einerseits in Bezug auf Cannabinoide und ihre Auswirkungen auf den Organismus wie andererseits in Hinblick auf die Erkrankungen selbst.
Es ist in jedem Fall davon abzuraten, auf eigene Faust zu versuchen, eine Depression mit Cannabis zu behandeln oder eine eigenverantwortliche Traumatherapie mit Medizinalcannabis durchzuführen.
Nur ein Arzt kann abschätzen, ob das Mittel im speziellen Fall Erfolg verspricht. Zudem ist Cannabis, das selbst angebaut wurde oder aus nichtmedizinischen Quellen stammt, ungeeignet für die Therapie komplexer Krankheiten wie PTBS oder Depressionen. Um eine dauerhaft positive Wirkung zu erzeugen, muss THC in einer gleichbleibenden Dosierung verabreicht werden.
Das ist ausschließlich mit medizinisch zugelassenen Cannabisprodukten möglich, deren Wirkstoffgehalt immer konstant gehalten wird.
Fazit: Cannabis bei Depressionen und PTBS ist ein Hoffnungsschimmer
Die Chancen, sogar schwere oder therapieresistente psychologische Erkrankungen mit Cannabis erfolgreich behandeln zu können, stehen nicht schlecht.
Die internationale Studienlage aus den letzten Jahren ist vielversprechend und es darf davon ausgegangen werden, dass in Zukunft weitere Erkenntnisse hinzukommen. Wer sich bereits jetzt mit Cannabis gegen PTBS oder Depressionen behandeln lassen möchte, sollte sich bei einem mit dem Wirkstoff erfahrenen Arzt, Psychologen oder Psychiater beraten lassen.
Grundsätzlich ist die medizinische Verordnung eines THC-haltigen Produktes in Deutschland seit 2017 zugelassen.
FAQ
Wirkt Cannabis stimmungsaufhellend?
Ja, es ist möglich, dass die in Cannabis enthaltene Kombination aus THC, CBD und anderen Inhaltsstoffen sich positiv auf den Antrieb und die Stimmung auswirkt. Die jeweilige Wirkung hängt allerdings von vielen Faktoren ab und kann nicht in jedem Fall garantiert werden.
Welche Cannabissorte ist gut gegen Depressionen und Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?
Es sind zahllose verschiedene Züchtungen von Cannabis erhältlich, die sich vor allem in Wirkstoffgehalt und -kombination unterscheiden. Manchen werden bestimmte Wirkungen zugeschrieben. Um das richtige Präparat zu finden, sollten Sie sich von qualifiziertem Fachpersonal beraten lassen.
Welche Arten von Cannabis gibt es?
Zwei hauptsächlich gezüchtete Cannabisarten stellen das Gros der verfügbaren Produkte her: Cannabis sativa (gewöhnlicher Hanf) und Cannabis indica (indischer Hanf). Letzterer wirkt eher beruhigend und entspannend, während ersterer anregend und belebend sein soll. Zusätzlich existieren Hybriden aus beiden Arten, die unterschiedlich wirken können. Manche Forscher schreiben aber den einzelnen Sorten größere Bedeutung zu als den Arten, zu denen sie gehören.