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Persönlichkeitsveränderung durch Cannabiskonsum: Wie realistisch ist das?

DoktorABC Redaktionsteam
Zuverlässige und geprüfte medizinische Informationen, zusammengestellt von unserem Redaktionsteam und Ärzten. Redaktionsprozess.

Cannabis wird bereits seit Jahrtausenden konsumiert und aufgrund seiner diversen medizinischen Vorteile auch therapeutisch eingesetzt. Doch kann das psychoaktive Medikament auch Persönlichkeitsveränderungen fördern?
Was Sie aus diesem Artikel mitnehmen
  • Was der Begriff “Persönlichkeit” genau bedeutet
  • Wie Cannabis auf das Nervensystem und Gehirn einwirkt
  • Die medizinischen Vorzüge von Cannabis
  • Mögliche Persönlichkeitsveränderungen durch das Medikament
  • Wer auf die Anwendung von Cannabis verzichten sollte

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Was ist Persönlichkeit – und wie veränderlich ist sie?

Persönlichkeit wird in der Psychologie als das stabile Muster von Verhaltensweisen, Emotionen und Gedanken eines Menschen definiert. Sie umfasst Eigenschaften wie Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, emotionale Stabilität und Offenheit für neue Erfahrungen.

Obwohl die Persönlichkeit in der Regel als relativ stabil betrachtet wird, kann sie sich im Laufe des Lebens ändern. Solche Veränderungen sind oft auf äußere Faktoren zurückzuführen, wie beispielsweise: 

  • Lebenserfahrungen: Traumatische Ereignisse, persönliche Erfolge oder Rückschläge können zu langfristigen Persönlichkeitsveränderungen führen.
  • Medikamenteneinnahme: Einige Medikamente – besonders solche, die auf das zentrale Nervensystem wirken – können die Stimmung, Emotionen und das Verhalten beeinflussen.
  • Psychische Erkrankungen: Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können signifikante Auswirkungen auf die Persönlichkeit haben.

Achtung

Menschen, die an psychotischen Erkrankungen leiden (oder Erkrankungen dieser Art in der Familiengeschichte haben) sollten Cannabis keinesfalls anwenden!

Cannabis und andere psychoaktive Substanzen fallen ebenfalls in diese Kategorie: Sie können das Verhalten und die Stimmung kurzfristig verändern, aber wie sieht es mit langfristigen Veränderungen aus? Und welche negativen Folgen sind denkbar?

Medizinisches Cannabis und seine Wirkung auf das Gehirn

Medizinisches Cannabis enthält Cannabinoide wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), die direkt auf das zentrale Nervensystem und das Gehirn wirken.

Diese Substanzen interagieren mit dem Endocannabinoid-System, einem Netzwerk von Rezeptoren im Gehirn und im Körper, das an der Regulierung von Funktionen wie Schmerz, Stimmung, Appetit und Gedächtnis beteiligt ist.

  • THC ist der psychoaktive Bestandteil von Cannabis, der für das Rauschgefühl verantwortlich ist. Es kann die Aktivität in Hirnregionen beeinflussen, die mit Belohnung, Motivation und Emotionen in Verbindung stehen.
  • CBD hat keine psychoaktive Wirkung, sondern wird eher für seine beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt.

Kurzfristig kann Cannabis das Empfinden von Euphorie, Entspannung und sogar gesteigerter Kreativität fördern.

Doch auch kognitive Einschränkungen, wie eine verminderte Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung, gehören zu den häufigeren Nebeneffekten, insbesondere bei THC-reichen Sorten. Langfristige Effekte auf das Gehirn und die Persönlichkeit hängen jedoch stark von der Dosis, der Häufigkeit des Konsums und der individuellen Anfälligkeit ab.

Gut zu wissen

Die meisten Menschen weisen eine gute Cannabisvertäglichkeit auf.

Mögliche Persönlichkeitsveränderungen durch medizinisches Cannabis

Die Frage, ob medizinischer Cannabiskonsum zu dauerhaften Persönlichkeitsveränderungen führen kann, wird in der Wissenschaft intensiv diskutiert. 

  • Mögliche positive Veränderungen: Einige Studien zeigen, dass medizinisches Cannabis bei einigen Patienten Angst lindern und die Stimmung verbessern kann. Diese Cannabiserfahrungen gelten besonders für Patienten mit chronischen Schmerzen oder schweren Erkrankungen, die zuvor von starker Anspannung oder Depressionen betroffen waren. 
  • Erfahrungsberichten zufolge kann Cannabis auch zur Entspannung und einer besseren emotionalen Balance beitragen, beispielsweise auch bei der Anwendung von Cannabis bei ADHS oder Schlafstörungen.

So berichten laut Statistik rund 75 Prozent aller medizinischen Cannabispatienten von einer deutlichen Verbesserung ihrer Symptome.

Gut zu wissen

Gerade Patienten mit ADHS, Depressionen oder Schlafstörungen erfahren durch Cannabis oft eine “positive” Persönlichkeitsveränderung.

  • Mögliche negative Veränderungen: Auf der anderen Seite gibt es auch Hinweise darauf, dass langfristiger und hoch dosierter Cannabiskonsum zu negativen Persönlichkeitsveränderungen führen kann. Dazu gehören unter anderem Apathie und Motivationsverlust (oft als "Amotivationales Syndrom" bezeichnet). 
  • Diese Effekte scheinen jedoch eher bei Freizeitkonsumenten aufzutreten, die hohe Mengen THC konsumieren, und weniger bei Patienten, die medizinisches Cannabis in kontrollierten Dosen unter ärztlicher Aufsicht verwenden.

Ein wichtiger Aspekt bei der Beurteilung von Persönlichkeitsveränderungen durch Cannabis ist die individuelle Variabilität. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Cannabinoide, abhängig von Faktoren wie der genetischen Veranlagung, dem psychischen Zustand vor dem Konsum und der Dosis sowie der Häufigkeit des Gebrauchs.

Achtung

Auch, wenn es sich bei Cannabis um ein natürliches Medikament handelt, sollten Sie es keinesfalls überdosieren, da das Nebenwirkungspotenzial dann steigt.

Risikofaktoren und anfällige Bevölkerungsgruppen

Nicht jeder, der medizinisches Cannabis konsumiert, ist gleichermaßen von möglichen Persönlichkeitsveränderungen betroffen. Einige Bevölkerungsgruppen zeigen beispielsweise eine höhere Anfälligkeit für negative Auswirkungen, darunter:

  • Jugendliche: Das Gehirn von Jugendlichen befindet sich noch in der Entwicklung, weshalb sie empfindlicher auf psychoaktive Substanzen reagieren. Studien haben gezeigt, dass der frühe Konsum von Cannabis mit einem erhöhten Risiko für Psychosen, sowie kognitive Defizite und Persönlichkeitsveränderungen im späteren Leben verbunden ist. 
  • Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf dazu: “Wenn einmal eine Psychose aufgetreten ist, ist die Vulnerabilität bei Drogenkonsum erhöht.”
  • Menschen mit einer Vorgeschichte von psychischen Erkrankungen: Personen, die bereits an Depressionen, Angststörungen oder Psychosen leiden, können empfindlicher auf die psychoaktiven Effekte von THC reagieren und haben ein höheres Risiko für negative Veränderungen. 
  • Während Menschen, die an Depressionen oder Angststörungen leiden, jedoch prinzipiell auch positiv auf Cannabis reagieren können, ist bei psychotischen Erkrankungen dringend von der Anwendung abzuraten. 
  • Hoch dosierter Konsum: Menschen, die regelmäßig hohe Dosen von THC konsumieren, haben ein größeres Risiko, negative Auswirkungen auf die Persönlichkeit zu erleben, einschließlich eines Rückgangs der Motivation und emotionaler Reaktionsfähigkeit.

Medizinisches Cannabis nur nach Rücksprache mit einem Arzt

Auch wenn medizinisches Cannabis für viele Menschen therapeutische Vorteile bieten kann, ist es wichtig, sich der potenziellen Risiken bewusst zu sein. Die Einnahme sollte stets in Absprache mit einem Arzt erfolgen – insbesondere bei Patienten – die eine Vorgeschichte mit psychischen Erkrankungen haben oder zu den oben genannten Risikogruppen gehören.

Offene Kommunikation mit dem behandelnden Arzt ist entscheidend. Patienten sollten jeden beobachteten Stimmungs- oder Verhaltenswandel sofort ansprechen und gemeinsam mit dem Arzt die Dosierung oder den Behandlungsplan überprüfen.

Ein verantwortungsvoller Umgang mit medizinischem Cannabis bedeutet, sich an die verschriebenen Dosierungen und Anweisungen zu halten, um die therapeutischen Vorteile zu maximieren und das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen zu minimieren.

FAQ

Hat medizinisches Cannabis Nebenwirkungen?

Ja, medizinisches Cannabis kann Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel oder Mundtrockenheit verursachen. In einigen Fällen können auch psychische Effekte wie Angstzustände oder Konzentrationsprobleme auftreten. Die Art und Stärke der Nebenwirkungen hängen von der Dosierung und individuellen Reaktion ab.

Welche psychischen Erkrankungen können sich durch Cannabis entwickeln?

Cannabiskonsum, besonders in hohen Dosen oder bei langfristigem Gebrauch, kann das Risiko für psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Psychosen erhöhen. Besonders gefährdet sind Personen mit einer familiären Vorbelastung oder einer Neigung zu psychischen Störungen.

Welche Krankheitsbilder werden mit Cannabis behandelt?

Medizinisches Cannabis wird zur Behandlung von chronischen Schmerzen, Epilepsie, Übelkeit durch Chemotherapie und neurologischen Störungen eingesetzt. Es wird auch bei Angstzuständen und Schlafproblemen verschrieben. Der Einsatz erfolgt immer unter ärztlicher Aufsicht, um den therapeutischen Nutzen zu maximieren.

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