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Was ist eine Schmerztherapie?

DoktorABC Redaktionsteam
Zuverlässige und geprüfte medizinische Informationen, zusammengestellt von unserem Redaktionsteam und Ärzten. Redaktionsprozess.

Wenn die Schmerzen kommen, möchte man sie so schnell wie möglich wieder loswerden. Aber welche Therapien gibt es? Und was bietet ein multimodaler Behandlungsansatz bei chronischen Schmerzen?
Was Sie aus diesem Artikel mitnehmen
  • Was eine Schmerztherapie ist und welche Schmerzarten damit behandelt werden
  • Wie die multimodale Schmerztherapie verschiedene Behandlungsmethoden kombiniert
  • Wie Sie Zugang zu einer professionellen Schmerztherapie erhalten
  • Was Sie während der verschiedenen Behandlungsphasen erwartet
  • Welche Möglichkeiten es für die Schmerztherapie zu Hause gibt
  • Wie medizinisches Cannabis in der modernen Schmerztherapie eingesetzt wird

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Die Schmerztherapie ist ein umfassender medizinischer Ansatz zur Behandlung und Linderung von akuten und chronischen Schmerzen. Nach Angaben der Deutschen Schmerzgesellschaft leiden über 12 Millionen Menschen in Deutschland unter chronischen Schmerzen. Also etwa 17 % der Gesamtbevölkerung.

Wann kommt die Schmerztherapie zum Einsatz?

Eine moderne Schmerztherapie basiert auf einem ganzheitlichen Konzept, das verschiedene medizinische, physikalische und psychologische Behandlungsmethoden kombiniert. Das übergeordnete Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Teilhabe am täglichen Leben wiederherzustellen.

Gut zu wissen

Chronische Schmerzen werden als eigenständige Krankheit betrachtet, wenn sie länger als 3-6 Monate andauern und sich vom ursprünglichen Auslöser gelöst haben.

Die Schmerztherapie kommt bei verschiedenen Schmerzarten zum Einsatz:

  • Arthroseschmerzen
  • Fibromyalgie
  • Post-operative Schmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Nervenschmerzen (Neuropathien)
  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Tumorschmerzen
  • Krebsschmerzen

Wichtig

Eine professionelle Schmerzdiagnose ist der erste wichtige Schritt. Eigenmedikation ohne ärztliche Absprache kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.

Was ist eine multimodale Schmerztherapie?

Die multimodale Schmerztherapie stellt den aktuellen Goldstandard in der Behandlung chronischer Schmerzen dar. Manche Studien stellten fest, dass Patienten, die eine multimodale Therapie erhalten, eine Erfolgsquote von über 75 % erzielten.

Dieser Ansatz kombiniert verschiedene Behandlungsmethoden:

1. Medikamentöse Therapie:

  • Schmerzmedikamente (Analgetika)
  • Antidepressiva
  • Antikonvulsiva
  • Muskelrelaxanzien

2. Physikalische Therapie:

  • Physiotherapeutische Übungen
  • Manuelle Therapie
  • Massage
  • Wärme- und Kälteanwendungen
  • TENS (Transkutane elektrische Nervenstimulation)

3. Psychologische Therapie:

  • Kognitive Verhaltenstherapie
  • Entspannungstechniken
  • Stressbewältigungsstrategien
  • Biofeedback

4. Interventionelle Verfahren:

  • Therapeutische Lokalanästhesie
  • Nervenblocken
  • Infiltrationstherapie
  • Akupunktur

Hinweis

Auch bei nicht-medikamentösen Therapieformen sollten diese nur nach Rücksprache mit qualifizierten Therapeuten durchgeführt werden, um Verletzungen oder Verschlimmerungen zu vermeiden.

Weg zur Schmerztherapie in Deutschland und Kostendeckung

Der Weg zur professionellen Schmerztherapie beginnt in der Regel beim Hausarzt. 

Der typische Behandlungsweg:

  1. Erstvorstellung beim Hausarzt
  2. Überweisung zum Facharzt oder Schmerztherapeuten
  3. Ausführliche Schmerzanamnese
  4. Erstellung eines individuellen Therapieplans

Die Kosten für eine Schmerztherapie werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Dabei gibt es zwei Hauptformen der Behandlung:

Ambulante Schmerztherapie Stationäre Schmerztherapie
Art der Behandlung Regelmäßige Termine beim Schmerztherapeuten Intensivbehandlung in einer Schmerzklinik
Betreuung Behandlung in spezialisierten Schmerzpraxen 24-Stunden-Betreuung
Therapiedauer Meist 3–6 Monate Meist 2–3 Wochen
Nachbetreuung Koordination verschiedener Therapieformen Nachsorgekonzept für zu Hause

Was Sie während einer Schmerztherapie erwartet

Die Schmerztherapie ist ein strukturierter Prozess, der sich in mehrere Phasen gliedert:

Diagnostische Phase

In der diagnostischen Phase erfolgt zunächst eine ausführliche Schmerzanamnese, bei der Ihre gesamte Krankengeschichte erfasst wird. Darauf folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, die durch bildgebende Verfahren wie MRT oder Röntgen ergänzt werden kann. Zusätzlich findet eine psychologische Evaluation statt, um den Einfluss der Schmerzen auf Ihr seelisches Wohlbefinden zu erfassen.

Therapieplanung

Basierend auf den diagnostischen Ergebnissen werden individuelle Behandlungsziele festgelegt und ein maßgeschneiderter Therapieplan erstellt. Dabei wählt das Behandlungsteam die für Sie geeigneten Therapiemethoden aus und erstellt einen detaillierten Zeitplan. Ein wichtiger Bestandteil ist auch die Integration von Heimübungen, die Sie selbstständig durchführen können.

Aktive Behandlungsphase

Während der aktiven Behandlungsphase nehmen Sie regelmäßig Termine bei verschiedenen Therapeuten wahr. Das Schmerzgeschehen wird dabei kontinuierlich dokumentiert und die Therapie bei Bedarf angepasst. Ein wichtiger Aspekt dieser Phase ist das Erlernen von Selbstmanagement-Strategien, die Ihnen helfen, besser mit den Schmerzen umzugehen.

Evaluierung und Nachsorge

In der letzten Phase werden die Therapieziele regelmäßig überprüft und die Behandlung bei Bedarf angepasst. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von Langzeitstrategien für den Umgang mit Schmerzen. Besonders wichtig ist dabei die Prävention von Rückfällen durch geeignete Vorbeugemaßnahmen und Verhaltensanpassungen.

Sicherheitshinweis!

Bei plötzlicher Verschlechterung der Symptome oder dem Auftreten neuer Beschwerden sollte umgehend der behandelnde Arzt kontaktiert werden.

Eine besondere Herausforderung in der Schmerztherapie

Die Adhärenz der Patienten stellt gerade bei der medikamentösen Schmerztherapie eine große Hürde dar. 

Dr. Rute Sampaio – eine Forscherin der Universität von Porto  – stellte im Rahmen ihrer Forschung, die im Journal Patient Preference and Adherence fest:  “49 Prozent der 562 Patienten, die während der Nachbeobachtung an allen Bewertungen teilnahmen, hielten sich nach einem Jahr chronischer Schmerzbehandlung an die Therapie.“

Kurz gesagt: Weniger als die Hälfte der Patienten nahmen ihre Schmerzmedikamente wie verschrieben ein.

Schmerztherapie zu Hause

Die häusliche Weiterführung der Schmerztherapie ist ein wichtiger Baustein für den langfristigen Behandlungserfolg. Wichtige Kernelemente sind unter anderem:

Korrekte Einnahme verschriebener Medikamente

Medikamente sollten exakt nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden – zur richtigen Zeit und in der korrekten Dosierung. Ein Medikamententagebuch hilft dabei, den Überblick zu behalten und die Wirksamkeit zu dokumentieren.

Regelmäßige Durchführung erlernter Übungen

Die von Physiotherapeuten erlernten Übungen sollten täglich durchgeführt werden. Bereits 15–20 Minuten regelmäßiges Training können die Schmerzintensität deutlich reduzieren und die Beweglichkeit verbessern.

Nutzung verschriebener Hilfsmittel wie TENS-Geräte

TENS-Geräte und andere therapeutische Hilfsmittel können bei korrekter Anwendung die Schmerztherapie sinnvoll ergänzen. Die elektrischen Impulse des TENS-Geräts können beispielsweise die körpereigene Schmerzhemmung aktivieren.

Anwendung von Entspannungstechniken

Entspannungsübungen wie progressive Muskelrelaxation oder Atemtechniken helfen, Verspannungen zu lösen und das Schmerzempfinden zu reduzieren. Regelmäßig praktiziert, können sie auch vorbeugend wirken.

Gut zu wissen

Die regelmäßige Anwendung von Entspannungstechniken kann die Schmerzintensität  entscheidend reduzieren.

Medizinisches Cannabis in der Schmerztherapie

Seit der Gesetzesänderung 2017 ist „Cannabis als Medizin” ist medizinisches Cannabis eine zunehmend wichtige Option in der Schmerztherapie. 

Hauptanwendungsgebiete:

  • Chronische Schmerzzustände
  • Neuropathische Schmerzen
  • Therapieresistente Schmerzen

DoktorABC unterstützt Sie auf dem Weg zur Cannabis-Therapie. Vereinbaren Sie eine  Online-Sprechstunde mit erfahrenen Ärzten und erhalten Sie anschließend bei Eignung Ihr Cannabis Rezept.

Fazit

Die Schmerztherapie ist ein komplexer, aber meist notwendiger Weg zur Behandlung chronischer Schmerzen. 

Der multimodale Ansatz, der verschiedene Therapieformen kombiniert, bietet dabei die besten Erfolgsaussichten. Besonders wichtig ist die aktive Mitarbeit der Patienten, sowohl während der professionellen Behandlung als auch bei der Fortführung der Therapie zu Hause. 

Mit der Einführung von medizinischem Cannabis steht zudem eine weitere vielversprechende Behandlungsoption zur Verfügung. 

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die für Sie am besten geeignete Therapieform – denn jeder Schmerzpatient benötigt einen individuell angepassten Behandlungsplan.

FAQ

Wer darf sich Schmerztherapeut nennen?

Die Bezeichnung »Schmerztherapeut« ist ein geschützter Zusatztitel, den Ärzte nur nach einer speziellen Weiterbildung führen dürfen. Um die Zusatzbezeichnung »Spezielle Schmerztherapie« zu erhalten, müssen Ärzte eine mindestens 12-monatige Weiterbildung absolvieren und eine Prüfung bei der Ärztekammer ablegen. Dabei müssen sie unter anderem mindestens 80 Stunden Theorie nachweisen. Wichtig: Nicht jeder Arzt, der Schmerzpatienten behandelt, ist automatisch ein qualifizierter Schmerztherapeut.

Welche Schmerzassessments gibt es?

Schmerzassessments sind standardisierte Verfahren zur Erfassung und Bewertung von Schmerzen. Die wichtigsten sind:

  • Die numerische Ratingskala (NRS) von 0 bis 10
  • Der Deutsche Schmerzfragebogen (DSF)
  • Die visuelle Analogskala (VAS)
  • Das Brief Pain Inventory (BPI)
Besonders wichtig ist das Schmerztagebuch, in dem Patienten täglich ihre Schmerzintensität, auslösende Faktoren und die Wirkung von Medikamenten dokumentieren.

Was kostet eine Schmerztherapie?

Das lässt sich nur schwer verallgemeinern. Die Kosten einer Schmerztherapie werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Dies gilt für:

  • Ärztliche Behandlungen
  • Verschriebene Medikamente (zzgl. gesetzliche Zuzahlung)
  • Physiotherapie (mit Rezept)
  • Psychologische Schmerztherapie (mit Überweisung)
Bei der Behandlung mit medizinischem Cannabis muss zunächst ein Antrag bei der Krankenkasse gestellt werden. Private Zusatzleistungen wie spezielle Entspannungskurse oder nicht verschreibungspflichtige Heilmittel müssen in der Regel selbst getragen werden.

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