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Ursachen von Angststörungen

DoktorABC Redaktionsteam
Zuverlässige und geprüfte medizinische Informationen, zusammengestellt von unserem Redaktionsteam und Ärzten. Redaktionsprozess.

Das Verstehen der Ursachen einer Angststörung bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Therapie.
Was Sie aus diesem Artikel mitnehmen
  • Verschiedene Faktoren wirken zusammen, damit eine Angststörung entstehen kann.
  • Belastende Erfahrungen in der Kindheit oder ängstliche Eltern erhöhen das Risiko.
  • Auch psychische Eigenheiten wie Perfektionismus, Neurotizismus und negative Denkmuster sind Risikofaktoren.
  • Eine geeignete Therapie erlaubt es, die Ursachen zu erkennen und die Angststörung gezielt zu behandeln. 

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Die Ursachen sind vielfältig und komplex

Ein Artikel im Ärzteblatt aus dem Jahr 2017 beschreibt, wie weit verbreitet Angststörungen in Deutschland sind: Bei der 12-Monats-Prävalenz stehen sie mit 15,3 Prozent an der Spitze der psychischen Erkrankungen. Damit betreffen sie jedes Jahr 9,8 Millionen Menschen.

Jede Angststörung entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Biologische, psychologische und soziale Einflüsse tragen dazu bei, dass sie sich entwickeln kann. 

Erlebnisse in der Kindheit 

Eine umfassende Überblicksstudie, die 2017 in der Fachzeitschrift Behaviour Research and Therapy erschienen ist, hat gezeigt, dass Angststörungen die häufigsten psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind und sowohl von vergangenen als auch unmittelbaren Risikofaktoren beeinflusst werden. 

Zu den potenziellen Auslösern gehören frühe Traumata durch Erlebnisse wie Missbrauch, Vernachlässigung oder das Miterleben von Gewalt. Solche Erfahrungen erschüttern das Vertrauen in die Umwelt.

Auch die Erziehung spielt eine wichtige Rolle: Überfürsorgliche oder ängstliche Eltern können ihre Kinder zu ängstlichen Menschen erziehen. Kinder aus solchen Familien haben oft Schwierigkeiten, selbstsichere und resiliente Erwachsene zu werden.

Kinder übernehmen nämlich häufig die Verhaltensweisen ihrer Bezugspersonen. Wenn die Eltern auf Stresssituationen mit Sorge und Vermeidung reagieren, wird das Kind das mit hoher Wahrscheinlichkeit übernehmen. 

Neurologische Forschungsergebnisse legen nahe, dass Stress in der frühen Kindheit langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat, weil er die Verschaltungen im Gehirn und das Stresssystem nachhaltig beeinflusst.

Achtung

Mobbing und soziale Isolation in der Kindheit untergraben das Selbstwertgefühl dauerhaft. 

Biologische Faktoren

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die genetische Veranlagung. Laut einer 2014 in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Psychology erschienenen Studie treten Angststörungen in manchen Familien gehäuft auf. 

Auch die Neurochemie spielt eine Rolle. Ungleichgewichte bei bestimmten Neurotransmittern (chemische Botenstoffe im Gehirn, die für die Regulierung von Stimmung und Angst verantwortlich sind) können Ängste fördern. 

Serotonin und Gamma-Aminobuttersäure sind zwei Neurotransmitter, die stark mit der Angstregulation verbunden sind. Ein niedriger Serotoninspiegel kann zu gesteigerter Ängstlichkeit und Stimmungsschwankungen führen, während ein Mangel an Gamma-Aminobuttersäure zu einer verminderten Fähigkeit zur Entspannung führt.

Darüber hinaus ist das physiologische Reaktionssystem des Körpers auf Stress ein entscheidender Faktor. 

Gut zu wissen

Bei Angststörungen kann das Kampf-oder-Flucht-System überaktiv werden. Dieses System bereitet den Körper auf Bedrohungen vor, indem es Herzfrequenz, Atmung und andere Körperfunktionen erhöht. Es wird normalerweise nur bei echter Gefahr aktiviert. Bei Menschen mit Angststörungen kann es jedoch auch bei alltäglichen Situationen ausgelöst werden, was zu einer anhaltenden Angstreaktion führt.

Umweltfaktoren

Manchmal führen die äußeren Umstände zu Ereignissen, die nachhaltig belastend wirken.

Der Stress durch Situationen wie Verlust des Arbeitsplatzes, Beziehungsprobleme, finanzielle Schwierigkeiten oder Krankheit kann Ängste auslösen oder bestehende Ängste verschlimmern. Wenn solche Situationen gehäuft auftreten, führen sie zu einer dauernden Verunsicherung.

Auch traumatische Erlebnisse wie Unfälle, Gewalt oder Missbrauch haben erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Angststörungen. Besonders in Zusammenhang mit posttraumatischer Belastungsstörung spielen Traumata eine Rolle. 

Menschen, die unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, erleben häufig Flashbacks, intensive Angst und ein Abstumpfen des Gefühlslebens als Folge des Erlebten. Damit verändert sich die Art, wie sie auf alltägliche Situationen reagieren.

Umweltfaktoren sind aber auch ein wichtiger Faktor bei der Heilung von Angststörungen. Ein unterstützendes, soziales Umfeld hilft dabei, Belastungen besser zu bewältigen.

Psychische Faktoren

Einer der wichtigsten psychischen Faktoren, die zu einer Angststörung führen können, ist Perfektionismus. In einem Interview mit dem Podcast für betriebliches Gesundheitsmanagement im Jahr 2022 erklärte der klinische Psychologe Ramón Schlemmbach, wie er entstehen kann:

„Niemand kommt mit Perfektionismus zur Welt. Man hat es irgendwo in der Vergangenheit aufgesammelt. Der Perfektionismus ist eine Bewältigungsstrategie, man hat das Bedürfnis, etwas zu kompensieren, das Ziel, alles bestmöglich zu machen. Dabei versucht man zu vermeiden, nicht gut genug zu sein.

Hier ein Beispiel, wie man von Perfektionismus geprägt werden kann: Du hast in der Grundschule eine Zwei in Mathematik bekommen. Du warst sehr stolz und bist freudestrahlend damit zu Mama und Papa gegangen. Deine Eltern haben Dich jedoch nicht gelobt, sondern die Frage gestellt: Warum ist das keine Eins geworden?

In diesem Moment hast Du das Gefühl gehabt, nicht liebenswert zu sein, weil Du da bist, sondern nur liebenswert bist, wenn Du was leistest.“

Menschen mit hohem Neurotizismus tendieren dazu, auf Stress empfindlicher zu reagieren, weil sie eher zu negativen Gefühlen neigen.

Auch die individuelle Art zu denken spielt eine Rolle. Negative Denkmuster (bei denen alltägliche Situationen als bedrohlich oder unüberwindbar empfunden werden) verstärken Ängste. Menschen, die immer das Schlimmste erwarten, übertreiben mögliche Gefahren. 

Zusätzlich tragen ungesunde Mechanismen der Bewältigung von Angst zur Aufrechterhaltung von Angststörungen bei. Ein Vermeidungsverhalten kann kurzfristig Erleichterung bringen, führt jedoch langfristig zu einer Verstärkung der Angst, da die betroffene Person sich nie der Situation stellt und somit keine Gelegenheit bekommt, die Angst abzubauen. 

Der Missbrauch von Substanzen wie Alkohol oder Drogen ist eine häufige Bewältigungsstrategie. Dadurch werden die Ängste größer, weil man eine Scheu davor entwickelt, die Ursachen anzugehen.

Wechselwirkungen zwischen Faktoren

Angststörungen entstehen häufig durch eine Kombination der genannten Faktoren. Verschiedene Einflüsse verstärken sich gegenseitig. Normalerweise ist mehr als eine Ursache verantwortlich, wenn eine Angststörung entsteht. Oft spielen psychische, biologische und umweltbedingte Faktoren zusammen. 

Jemand hat zum Beispiel in der Kindheit Vernachlässigung oder Missbrauch erlebt und dadurch ein Trauma erlitten. Diese frühe Erfahrung beeinträchtigt die Fähigkeit, mit Stress und Unsicherheit umzugehen. 

Wenn dieser Mensch auch noch eine genetische Veranlagung für Angststörungen hat, die durch eine familiäre Vorbelastung verstärkt wird, erhöht sich die Anfälligkeit für Angst ganz erheblich. 

Dazu kommen vielleicht noch aktuelle Belastungen wie der Verlust des Arbeitsplatzes oder Streit in der Beziehung, die als Auslöser fungieren können. 

In dieser Konstellation können sich die genetische Veranlagung, die kindlichen Erfahrungen und die aktuellen Stressfaktoren gegenseitig verstärken und schließlich zur Entwicklung einer Angststörung führen.

Achtung

Ein umfassender Ansatz zur Prävention und Behandlung von Angststörungen muss alle beteiligten Faktoren berücksichtigen, um den Betroffenen helfen zu können.

Hilfe und Unterstützung suchen

Wer mit Ängsten kämpft, sollte sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Durch eine geeignete Behandlung lassen sich deutliche Verbesserungen erreichen. Therapien wie die kognitive Verhaltenstherapie haben sich bei Angststörungen als besonders wirksam erwiesen. Sie helfen dabei, negative Denkmuster zu erkennen und konstruktive Bewältigungsstrategien zu erlernen.

Es gibt verschiedene Ressourcen, die die Betroffenen bei der Suche nach Hilfe unterstützen. Dazu gehören Therapeutenverzeichnisse, über die man qualifizierte Psychologen oder Psychotherapeuten findet. 

Außerdem gibt es Selbsthilfegruppen und Online-Foren, die einen sicheren Raum schaffen, um sich mit anderen auszutauschen.

Für akute Ängste stehen auch telefonische Notdienste und Beratungsstellen zur Verfügung. 

Gut zu wissen

Nur mit der richtigen Hilfe ist es möglich, Angststörungen zu behandeln, was die Lebensqualität der meisten Betroffenen nachhaltig verbessert. Der erste Schritt besteht darin, sich kompetente Unterstützung zu suchen.

Fazit

Angststörungen haben mehrere Ursachen: Traumatische Erlebnisse, aber auch biologische Faktoren, Umweltfaktoren und mentale Einstellungen spielen eine Rolle. Die Erkenntnis, wie eine Angststörung entstanden ist, hilft dabei, sie effektiv zu therapieren.

FAQ

Was sind die häufigsten Gründe für Angststörungen?

Meistens ist es ein Zusammenspiel aus genetischen Faktoren, biochemischen Prozessen im Gehirn und Umweltfaktoren wie traumatischen Erlebnissen.

Spielen genetische Faktoren eine Rolle?

Ja, ein erhöhtes Risiko für belastende Ängste kann vererbt werden. Angststörungen treten gehäuft in bestimmten Familien auf.

Welche Rolle spielen mentale Einstellungen?

Negative Denkmuster, ein geringes Selbstwertgefühl und die Neigung, sich Sorgen zu machen, tragen oft zu einer Angststörung bei.

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