Was sind Opiate?
- Opiate werden aus der Mohnpflanze gewonnen. Sie gehören zu den ältesten Schmerzmitteln.
- Der Begriff Opioide umfasst auch synthetisch hergestellte Substanzen, die ähnlich wirken.
- Sie binden sich an Opioidrezeptoren, was die Weiterleitung von Schmerzen verhindert.
- In der Schmerztherapie ist medizinisches Cannabis oft eine schonendere Alternative.
- Opiate kurz vorgestellt
- Opiate und Opioide: Klärung der Begriffe
- Wie Opiate bei der Schmerzbehandlung wirken
- Medizinische Anwendungen
- Häufig eingesetzte Opiate: Liste nach Stärke
- Nebenwirkungen und Risiken
- Opiate: Wirkung auf Psyche und Abhängigkeit
- Alternativen zu Opiaten in der Schmerztherapie
- Fazit
Opiate kurz vorgestellt
Opiate sind eine Klasse starker Schmerzmittel. Man gewinnt sie aus den natürlichen Alkaloiden der Mohnpflanze (Papaver somniferum) . Sie zählen zu den ältesten bekannten Substanzen zur Schmerzlinderung.
Opiate gehören immer noch zu den wirksamsten Medikamenten zur Behandlung von starken Schmerzen. Man verschreibt sie oft bei Verletzungen, nach Operationen oder bei chronischen Schmerzzuständen.
Historische Verwendung
Schon im antiken Griechenland und im alten Ägypten wurde Opium zur Schmerzlinderung und als Schlafmittel eingesetzt. In der modernen Medizin revolutionierte Morphin im 19. Jahrhundert die Schmerztherapie.
Achtung!
Die euphorisierende Wirkung von Opiaten führt dazu, dass Menschen sie auch als Drogen verwenden.
Vor allem in Nordamerika hat der Missbrauch von Opiaten zu einer Opioidkrise mit vielen Abhängigen und Todesfällen durch Überdosierung geführt.
In Deutschland haben laut Daten des Bundesdrogenbeauftragten aus dem Jahr 2021 rund 0,4 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 59 Jahren Heroin oder andere Opioide in den 12 Monaten vor der Befragung konsumiert. Männer sind mit 0,6 Prozent doppelt so häufig betroffen wie Frauen (0,3 Prozent).
Opiate und Opioide: Klärung der Begriffe
Der Begriff Opiate bezeichnet ausschließlich natürlich vorkommende Substanzen, die direkt aus dem Opium der Mohnpflanze gewonnen werden.
Der Begriff Opioide ist weiter gefasst und umfasst sowohl natürliche Opiate als auch synthetische oder halbsynthetische Substanzen, die ähnlich wirken. Opioide sind also eine umfassendere Gruppe von Medikamenten.
Kurz gesagt: Alle Opiate sind Opioide, aber nicht alle Opioide sind Opiate.
Wie Opiate bei der Schmerzbehandlung wirken
Opiate blockieren die Schmerzsignale im Gehirn und Rückenmark. Sie binden sich an Opioidrezeptoren im Nervensystem, die Schmerzsignale weiterleiten.
Es gibt drei Haupttypen von Opioidrezeptoren:
- μ-Rezeptoren (Mu-Rezeptoren) sind hauptverantwortlich für die schmerzlindernde Wirkung.
- δ-Rezeptoren (Delta-Rezeptoren) sind ebenfalls an der Schmerzlinderung beteiligt. Sie beeinflussen Emotionen und können Angst und Stress reduzieren.
- Die Aktivierung von κ-Rezeptoren (Kappa-Rezeptoren) trägt zur Schmerzlinderung bei, hat aber oft unangenehme Nebenwirkungen wie Halluzinationen oder innere Unruhe.
Natürliche Opiate versus halbsynthetische und synthetische Opioide
Natürliche Opiate werden direkt aus der Mohnpflanze gewonnen. Zu den bekanntesten natürlichen Opiaten gehören das starke Schmerzmittel Morphin und das etwas schwächere Codein.
Halbsynthetische Opioide wie Heroin und Oxycodon basieren auf natürlichen Opiaten, wurden aber durch chemische Modifikationen verändert.
Gut zu wissen
Synthetische Opioide sind oft potenter und stärker als natürliche Opiate.
Zu den synthetischen Opioiden gehören Fentanyl (bekannt für sein hohes Missbrauchs- und Überdosierungsrisiko) und das oft in Therapien für Opioidabhängige eingesetzte Methadon.
Medizinische Anwendungen
Nach Operationen können postoperative Schmerzen so stark sein, dass herkömmliche Schmerzmittel nicht ausreichen.
Bei schweren Verletzungen wie Knochenbrüchen, Verbrennungen oder schweren Prellungen sind Opiate ebenfalls oft das Mittel der Wahl.
Bei der Behandlung von chronischen Schmerzen wie Krebsschmerzen wirken Opiate nicht nur lindernd, sondern tragen auch zur Verbesserung der Lebensqualität bei.
Bei einigen Formen von Nervenschmerzen (diabetische Neuropathie oder Multiple Sklerose) können Opiate hilfreich sein, wenn andere Behandlungen nicht ausreichend wirken.
Gut zu wissen
In der Palliativmedizin spielen Opiate eine entscheidende Rolle bei der Linderung der Schmerzen und der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten mit unheilbaren Krankheiten.
In einem 2019 in der Fachzeitschrift Annals of Palliative Medicine veröffentlichten Artikel geben schweizerische und US-amerikanische Palliativmediziner eine Reihe von Tipps zum Umgang mit Opiaten und anderen Opioiden, um Missbrauch und Abhängigkeit vorzubeugen:
- Das Suchtpotenzial von Opioiden immer berücksichtigen.
- Die Neurobiologie der Wirkung von Opioiden auf Schmerzwahrnehmung und Belohnungssysteme verstehen.
- Risiko-Patienten identifizieren.
- Opioide nach Erreichen der Therapieziele schrittweise absetzen.
- Die Überwachung auch danach fortsetzen.
- Alternative Therapien erwägen.
- Langsamer wirkende Opioide bevorzugen, da schnell wirkende Formen stärker abhängig machen.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Spezialisten fördern.
- Die Patienten über den sicheren Gebrauch von Opioiden informieren.
- Opioide bedarfsgerecht, aber auch ohne Scheu einsetzen.
Notwendige ärztliche Aufsicht
Der behandelnde Arzt entscheidet über die richtige Dosierung. Zu hohe Dosen können zu schweren Nebenwirkungen wie Atemdepression führen, während zu niedrige Dosen die Schmerzen nicht ausreichend lindern.
Ein Arzt sollte auch die Dauer der Anwendung festlegen und prüfen, ob alternative Behandlungen möglich sind.
Häufig eingesetzte Opiate: Liste nach Stärke
Opiate und opioidhaltige Medikamente werden in Deutschland häufig zur Schmerzlinderung eingesetzt. Im Folgenden finden Sie die gängigsten Medikamente aus dieser Gruppe nach ihrer Stärke aufgelistet:
Schwache Wirkung
Codein verwendet man bei leichten bis mäßigen Schmerzen oft in Kombination mit Paracetamol. Tramadol hilft bei mäßigen Schmerzen und chronischen Schmerzzuständen.
Moderate Wirkung
Tilidin verwendet man bei mäßigen bis starken Schmerzen, oft in Kombination mit Naloxon, um Missbrauch zu verhindern. Dihydrocodein setzt man bei mäßigen Schmerzen (etwa durch chronischen Husten) ein.
Starke Wirkung
Morphin, Hydromorphon und Oxycodon verwendet man bei starken, akuten und chronischen Schmerzen, etwa bei Krebs.
Nebenwirkungen und Risiken
In den ersten Tagen der Einnahme von Opiaten treten häufig Übelkeit und Erbrechen auf.
Opiate verlangsamen die Darmbewegungen, was oft zu chronischer Verstopfung führt.
Viele Patienten berichten von Müdigkeit oder Benommenheit, was die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt. Insbesondere bei hohen Dosen kann es zu Schwindelgefühlen kommen.
Opiate verlangsamen die Atmung, was in schweren Fällen zum Tod durch Atemstillstand führen kann.
Der Einfluss auf die Emotionen kann Stimmungsschwankungen, Ängste oder Depressionen auslösen.
Das Potenzial für eine psychische und physische Abhängigkeit durch Gewöhnungseffekte gilt als sehr hoch.
Achtung
Jede Überdosierung von Opiaten ist lebensbedrohlich und erfordert sofortige ärztliche Hilfe! Unter der Notrufnummer 112 erreichen Sie den für akute Notfälle reservierten Rettungsdienst.
Verantwortungsvoller Umgang
Es ist wichtig, Opiate genau nach ärztlicher Anweisung einzunehmen. Die Anzeichen einer Abhängigkeit frühzeitig zu erkennen, ist essentiell.
Opiate: Wirkung auf Psyche und Abhängigkeit
Opiate haben ein hohes Potenzial für Missbrauch, weil sie ein Gefühl von Euphorie hervorrufen.
Anzeichen einer Opiatabhängigkeit sind der Wunsch nach höheren Dosen, um die gleiche Wirkung zu erzielen und Schwierigkeiten, die Dosis zu reduzieren.
Besonders gefährlich ist es, Opiate mit Benzodiazepinen zu mischen. Diese Kombination kann zu einer starken Atemdepression führen.
Alkohol erhöht das Risiko für eine Überdosierung.
Hilfe bei Abhängigkeit
Bei der Betreuung von Abhängigen spielen substituierende Ärzte eine wichtige Rolle. Leider sinkt die Zahl dieser Ärzte, wie der Präsident der Bundesärztekammer Dr. Klaus Reinhardt in einem Interview mit dem Ärzteblatt erklärte:
„Es ist schon eine bewusste Entscheidung, sich diesen Patienten zu widmen, die nicht so einfach in den hausärztlichen Alltag einzubinden sind. Heroinabhängigen läuft oftmals das Image des Kriminellen voraus. Dabei wird verkannt, dass gerade durch die Behandlung ja der Suchtdruck und die Beschaffungskriminalität erfolgreich gemindert werden können. Die Patienten können dann wieder in ein stabiles und normales Leben zurückfinden.“
Wer Anzeichen einer Opiatabhängigkeit erkennt, sollte sofort professionelle Hilfe suchen. Die erste Anlaufstelle dafür sind die Suchtberatungsstellen, die es im ganzen Bundesgebiet gibt.
Alternativen zu Opiaten in der Schmerztherapie
Wegen der erheblichen Risiken von Opiaten suchen viele Patienten nach alternativen Lösungen zur Schmerzbehandlung.
Medizinisches Cannabis
Eine vielversprechende Option ist medizinisches Cannabis, das bei chronischen Schmerzen, Nervenschmerzen und Krebsschmerzen helfen kann.
Es wirkt auf das Endocannabinoid-System des Körpers ein, das eine große Rolle bei der Regulierung von Schmerzen spielt.
Medizinisches Cannabis hat folgende Vorteile:
- Es macht weniger abhängig.
- Die Nebenwirkungen sind weniger gefährlich als bei Opiaten.
Schmerzpatienten, die sich genauer über medizinisches Cannabis informieren möchten, können über DoktorABC Online-Beratungen und Behandlungen erhalten.
Einige weitere Alternativen
- Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen lindern Entzündungen und Schmerzen.
- Physiotherapie kann bei vielen Schmerzzuständen helfen.
- Auch Akupunktur kann Schmerzen lindern
Fazit
Opiate sind bei der Behandlung starker Schmerzen sehr wirksam, bringen aber auch ein hohes Abhängigkeitsrisiko mit sich. Für die Behandlung chronischer Schmerzen gibt es mittlerweile Alternativen wie medizinisches Cannabis.
FAQ
Wann setzt man Opiate ein?
Das Hauptanwendungsgebiet von Opiaten sind starke und chronische Schmerzen, die sich mit anderen Medikamenten nicht ausreichend lindern lassen.
Welche Nebenwirkungen haben Opiate?
Häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Verstopfung, Müdigkeit und eine Beeinträchtigung der Atmung.
Wie kann man Opiate sicher einnehmen?
Es ist wichtig, die Anweisungen des behandelnden Arztes genau zu befolgen. Außerdem sind regelmäßige Kontrollen nötig, um Dosierung und Wirkung anzupassen.