Medizinisches Cannabis zur Behandlung von Morbus Crohn

- Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die den ganzen Verdauungstrakt betreffen kann.
- Diese Krankheit gilt als unheilbar, aber man kann die Symptome lindern.
- Außer klassischen Behandlungen (Entzündungshemmer, Immunsuppressiva) kann medizinisches Cannabis eine Möglichkeit sein, Symptome wie Entzündungen und Schmerzen abzumildern.
- Trotz Teillegalisierung von Cannabis ist eine solche Behandlung mit einem gewissen Aufwand verbunden.
- Die Wirkmechanismen von Cannabis gegen chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind nicht ausreichend erforscht. Groß angelegte Studien fehlen noch.
- Morbus Crohn im Überblick
- Konventionelle Behandlungen
- Wie medizinisches Cannabis bei Morbus Crohn helfen kann
- Forschungsergebnisse zur Behandlung von Morbus Crohn mit Cannabis
- Zugang zu medizinischem Cannabis in Deutschland
- Was bei einer Behandlung mit Cannabis zu beachten ist
- Fazit: Ein möglicher Weg, die Beschwerden zu lindern
Morbus Crohn im Überblick
Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die den gesamten Verdauungstrakt von der Mundhöhle bis zum After betreffen kann. Dabei entzünden sich die Schleimhäute, was zu einer Vielzahl von Beschwerden führt.
Laut der Informationsseite des Pharmaunternehmens AbbVie zu chronisch entzündlichen Darmkrankheiten haben 650.000 Menschen in Deutschland eine solche Erkrankung. 250.000 davon leiden an Morbus Crohn.
Der Internist Dr. Christoph Gasche von der Medizinischen Universität Wien erklärte in einem Interview mit Darmkram.at, dass die Krankheit mit hoher Wahrscheinlichkeit durch eine falsche Ernährung verursacht wird:
„Morbus Crohn gibt es erst seit etwa 100 Jahren, und die Krankheit wird maßgeblich von der Ernährung beeinflusst. Besonders die moderne Lebensmittelchemie spielt hier eine Rolle.“
Die typischen Symptome
Zu den häufigsten Anzeichen für Morbus Crohn gehören:
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit
Neben diesen Symptomen können auch Fieber, Appetitlosigkeit, Haut- oder Gelenkprobleme auftreten.
Herausforderungen beim Umgang mit Morbus Crohn
Die chronische Natur der Krankheit erschwert das Management. Dennoch stehen heute mehrere Behandlungsoptionen zur Verfügung.
Gut zu wissen
Morbus Crohn verläuft in Schüben, bei denen sich Phasen mit starken Symptomen und ruhigeren und symptomfreien Zeiten abwechseln.
Konventionelle Behandlungen
Moderne Therapien können die Symptome lindern und Entzündungen unter Kontrolle bringen.
Medikamente
Für die Behandlung von Morbus Crohn eignen sich folgende Gruppen von Medikamenten:
- Entzündungshemmer wie Kortikosteroide helfen dabei, akute Schübe zu behandeln.
- Immunsuppressiva unterdrücken das Immunsystem, um die Entzündung langfristig zu kontrollieren.
- Biologika wirken gezielt auf Entzündungsprozesse.
Chirurgische Eingriffe
Wenn Medikamente alleine nicht ausreichen, ist manchmal ein chirurgischer Eingriff notwendig, um stark geschädigte Teile des Darms zu entfernen oder Komplikationen wie Fisteln oder Abszesse zu beheben.
Achtung !
Obwohl Operationen die Symptome oft erheblich verbessern, können sie Morbus Crohn nicht heilen.
Nicht-medikamentöse Ansätze
Neben Medikamenten und Operationen helfen folgende Maßnahmen bei der Behandlung:
- Anpassung der Ernährung: Viele Patienten profitieren von speziellen Diäten oder Ernährungsplänen, die den Darm entlasten und die Aufnahme von Nährstoffen verbessern.
- Stressmanagement: Stress kann Schübe auslösen oder verschlimmern. Techniken wie Yoga, Meditation oder Achtsamkeitstraining bieten Unterstützung.
- Komplementäre Therapien wie Akupunktur, Heilpflanzen und Probiotika zielen darauf ab, das Immunsystem zu stärken und die Gesundheit des Darms zu fördern.
Wie medizinisches Cannabis bei Morbus Crohn helfen kann
Cannabis enthält Wirkstoffe wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), die mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System interagieren. Dieses System spielt eine große Rolle bei der Regulierung von Entzündungen und Schmerzen.
- Cannabis hemmt Entzündungen.
- Morbus Crohn geht häufig mit starken Bauchschmerzen einher. THC und CBD können Schmerzen reduzieren, indem sie die Schmerzsignale im Nervensystem modulieren und die Muskeln entspannen.
- THC kann den Appetit anregen und so helfen, eine bessere Nährstoffversorgung zu gewährleisten.
- Cannabis, insbesondere THC, kann helfen, Übelkeit zu reduzieren.
- Cannabis kann durch seine beruhigende Wirkung für besseren Schlaf sorgen.
Forschungsergebnisse zur Behandlung von Morbus Crohn mit Cannabis
In den letzten Jahren hat das Interesse an medizinischem Cannabis als Behandlungsoption für Morbus Crohn zugenommen. Die Forschung in diesem Bereich steckt jedoch immer noch in den Kinderschuhen.
Neuere Studien
Eine US-amerikanische Studie, die 2016 in der Fachzeitschrift Gastroenterology & Hepatology erschienen ist, kommt zu dem Schluss, dass sich Cannabis für die Kontrolle der Entzündungen bei schweren Fällen entzündlicher Darmerkrankungen eignet.
Die Internistin und Gastroenterologin Dr. Timna Naftali vom Sapir Medical Center in Tel Aviv ist eine weltweit bekannte Spezialistin für Morbus Crohn. Sie beklagte sich in einer Überblicksstudie zu Cannabis als Behandlung für chronisch entzündliche Darmerkrankungen, die 2020 in der Fachzeitschrift Rambam Maimonides Medical Journal erschienen ist, darüber, dass der medizinische Einsatz von Cannabis bei der Behandlung dieser Krankheiten viel zu wenig erforscht ist.
Ausblick auf zukünftige Erkenntnisse
Das Hauptziel laufender Forschungsprojekte zu Cannabis als Behandlung für chronisch entzündliche Darmerkrankungen besteht darin, die genauen Wirkmechanismen von Cannabis besser zu verstehen und standardisierte Behandlungsprotokolle zu entwickeln.
Zugang zu medizinischem Cannabis in Deutschland
Durch das Medizinal-Cannabisgesetz von 2017 sind medizinische Behandlungen mit Cannabis in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen legal und können von der Krankenkasse finanziert werden.
Der Weg zur Verschreibung
- Der erste Schritt ist eine Untersuchung durch einen Arzt, idealerweise einen Facharzt für Gastroenterologie, der prüft, ob eine Behandlung mit Cannabis sinnvoll ist.
- Eine Genehmigung durch die Krankenkasse ist erforderlich, wenn sie die Kosten übernehmen soll. Der behandelnde Arzt stellt einen Antrag, in dem er die medizinische Notwendigkeit der Therapie erklärt. Sobald die Krankenkasse die Übernahme der Kosten bewilligt hat, können Sie das Rezept in einer Apotheke einlösen.
- Medizinisches Cannabis ist in spezialisierten Apotheken erhältlich. Dort erhalten Sie auch eine Beratung zur richtigen Anwendung und Dosierung.
Gut zu wissen
Es gibt verschiedene Darreichungsformen von medizinischem Cannabis:
Blüten und Mundsprays wirken besonders schnell
Öle und Extrakte wirken länger. Sie lassen sich genauer dosieren.
Kapseln oder Tabletten sind am einfachsten zu handhaben. Die Wirkung tritt jedoch mit einer Verzögerung ein.
Was bei einer Behandlung mit Cannabis zu beachten ist
Medizinisches Cannabis kann folgende Nebenwirkungen haben:
- Müdigkeit und Schwindel
- Trockener Mund
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Veränderte Wahrnehmung oder Stimmungsschwankungen
- In seltenen Fällen kann es bei höherer Dosierung zu Angstgefühlen oder einem schnellen Herzschlag kommen.
Die Behandlung mit medizinischem Cannabis sollte unter der Aufsicht eines erfahrenen Arztes erfolgen. Er überwacht mögliche Nebenwirkungen und die Effektivität der Therapie.
Achtung !
Trotz der vielversprechenden Vorteile ist medizinisches Cannabis nicht für jeden geeignet. Es hat Nebenwirkungen und kann zu einer Abhängigkeit führen.
Der richtige Umgang mit Cannabis
Um die bestmögliche Wirkung zu erzielen und Risiken zu minimieren, sollte man folgende Punkte beachten:
- Dosierung langsam steigern: Besonders zu Beginn der Therapie ist es wichtig, mit einer niedrigen Dosis zu starten und diese schrittweise anzupassen.
- Keine Selbstmedikation: Medizinisches Cannabis sollte nur auf ärztliche Anweisung hin verwendet werden.
- Regelmäßige Kontrolltermine wahrnehmen: Eine enge Zusammenarbeit mit dem Arzt stellt sicher, dass die Therapie gut auf den individuellen Bedarf abgestimmt bleibt.
Fazit: Ein möglicher Weg, die Beschwerden zu lindern
Neben klassischen Medikamenten und der Umstellung der Ernährung eröffnet sich durch medizinisches Cannabis eine weitere Option, die Symptome von Morbus Crohn zu lindern.
Der erste Schritt zu einer Behandlung ist üblicherweise eine Untersuchung durch einen Facharzt für Gastroenterologie. Nach einem Antrag durch den Arzt kann die Krankenkasse die Kosten übernehmen.
FAQ
Ist die Behandlung von Morbus Crohn mit medizinischem Cannabis in Deutschland legal?
Ja, seit 2017 können Ärzte medizinisches Cannabis auf Rezept verschreiben, wenn andere Therapien nicht ausreichend wirken.
Wie wirkt Cannabis bei Morbus Crohn?
Cannabis kann entzündungshemmend, schmerzlindernd und appetitanregend wirken sowie Symptome wie Durchfall und Übelkeit lindern.
Wie bekomme ich ein Rezept für medizinisches Cannabis?
Ein Fach- oder Hausarzt kann Cannabis verschreiben, wenn konventionelle Therapien nicht ausreichen. Der behandelnde Arzt stellt den Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse.