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Verhütungspannen - was tun, wenn es Probleme gibt?

Nicht wenige Frauen vergessen ab und zu die Pille! Wir erklären, was man in diesen Fällen tun und lassen sollte.

  • Die Antibabypille gilt für die einen als sicheres Verhütungsmittel.
  • Andere hingegen sind gegen hormonelle Verhütung bzw. gegen Verhütung im Allgemeinen.
  • Der sogenannte Pearl-Index bestimmt die Sicherheit von Kondom, Pille & Co.
  • Verhütungspannen können insbesondere bei der Pille auf einfache Art verhindert werden.
  • Die “Pille danach” eignet sich nicht in jedem Fall zur Notfallverhütung.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieser Artikel dient nicht dazu, die Pille oder andere Verhütungsmittel zu bewerben. Verhütung ist eine sehr persönliche Sache und es gibt eine große Zahl von Menschen, die Geburtenkontrolle und Empfängnisverhütung kritisch bis ablehnend gegenüberstehen.

Bei DoktorABC respektieren wir jeden Standpunkt und jede Meinung. Wir haben diesen Artikel geschrieben, um Frauen, die die Pille schon nehmen bzw. regelmäßig andere Methoden der Empfängnisverhütung benutzen, objektiv aufzuklären.

Pille & Co. - eine sichere Sache?

Zuerst ein wenig Hintergrundwissen: Um die Sicherheit eines Verhütungsmittels objektiv bewerten zu können, gibt es den sogenannten Pearl-Index. Er gibt an, wie sicher Verhütungsmittel in ihrer Anwendung sind. Im Detail zeigt der Index, wie viele Frauen innerhalb eines Jahres schwanger werden, wenn sie eine bestimmte Verhütungsmethode verwenden. (Quelle: doccheck.com)

Je kleiner dieser Wert ist, desto besser schützt das Verhütungsmittel: Während die Pille beispielsweise einen Pearl-Index von 0,2 bis 2 aufweist, beträgt der Index bei Kondomen (je nach Quelle) zwischen 4 und 20. Wissenschaftlicher Konsens zurzeit ist, dass hormonbasierte Verhütungsmittel - allen voran die Pille - einen sehr hohen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft bieten. (Quelle: nlm.nih.gov)

Zum Vergleich: Der “Coitus Interruptus”, das Unterbrechen des Geschlechtsverkehrs vor dem Samenerguss, hat einen Pearl-Index von 38 (!) und ist somit nicht einmal ansatzweise eine sichere Verhütungsmethode. Ein Artikel, erschienen im Fachmagazin Sexually Transmitted Diseases, spricht dieser Technik sogar komplett ab, eine Verhütungsmethode zu sein. (Quelle: journals.lww.com)

Generell zeigen hormonbasierte Verhütungsmittel neben der Pille, beispielsweise auch der Vaginalring, die Dreimonatsspritze oder auch das Verhütungsstäbchen (bei dem es sich um ein kleines Verhütungsimplantat handelt, das in den Arm eingesetzt wird) größere Sicherheit als andere Methoden - wobei auch die Kupferspirale empfehlenswert sein kann.

Allerdings gibt es auch immer mehr Stimmen, die die Pille kritisch sehen. Die Bedenken reichen vom Eingriff in den natürlichen Hormonhaushalt der Frau bis hin zu dem Verdacht, dass neuere Wirkstoffe das Risiko für Thrombosen und Lungenembolien erhöhen könnten.

Eine Studie aus dem Jahr 2016, veröffentlicht im peer-reviewed Fachmagazin JAMA Psychiatry, bringt hormonelle Verhütung klar mit Depressionen in Verbindung und war mit der Auslöser für die neu entfachte Diskussion um die Sicherheit der Pille. (Quelle: jamanetwork.com)

Dass ein Kondom beim Geschlechtsverkehr leider reißen oder abrutschen kann, ist allgemein bekannt. Doch welche Fehler können dazu führen, dass selbst die Pille, unwirksam wird?

Nun, da gibt es so einige.

Die Pille wird nicht regelmäßig eingenommen

Nobody is perfect - und das gilt auch die Einnahme der Pille! Schließlich ist in vielen Fällen Unregelmäßigkeit der Hauptgrund für Verhütungsfehler, die bei vielen die bekannte Panik auslösen: Denn sollte die Pilleneinnahme ein- bzw. mehrmals während des Zyklus vergessen werden, kann kein ausreichender hormoneller Schutz mehr aufgebaut werden. Das bestätigt auch die Organisation pro familia. Im Klartext: Die Frau kann weiterhin ungewollt schwanger werden! Nichts, auf das man sich freuen würden, oder? (Quelle: profamilia.de)

Einfach falsches Timing!

Ohne pünktliche Einnahme keine Wirkung. Das gilt gerade im Fall der Minipille: Hier ist die zeitlich korrekte Einnahme wichtig, damit sie richtig wirken kann. Denn die Minipille enthält lediglich ein Gestagen und muss deshalb idealerweise alle 24 Stunden eingenommen werden. Nur dadurch ist ein verlässlicher Verhütungsschutz gewährleistet. 

Wird die Einnahme vergessen, kann die Minipille lediglich noch bis zu 3 Stunden nach dem vorgesehenen Zeitpunkt eingenommen werden, um wirksam zu bleiben. Eine spätere Einnahme kann eine Schwangerschaft nicht mehr zuverlässig verhindern. Falsches Timing kann auch die Wirkung von Vaginalring, Verhütungsstäbchen oder Verhütungspflastern beeinträchtigen. Deshalb sollte man auch hier auf den richtigen Zeitpunkt achten

Sich die Dinge nochmal durch den Kopf gehen lassen

Als ob es nicht so schon schlimm genug wäre, kann Erbrechen auch noch ein Grund für die Unwirksamkeit oraler Verhütungsmittel sein. Denn wenn das Medikament erbrochen wird, bevor der Körper die enthaltenen Hormone aufnehmen konnte, ist der Verhütungsschutz nicht mehr gewährleistet.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele Frauen nach Einnahme der Pille (besonders in der Anfangsphase) an Übelkeit leiden. Und die macht das Erbrechen natürlich wahrscheinlicher. Leidet man also unter dieser Nebenwirkung, ist unser Rat: Unbedingt mit dem Frauenarzt nach Alternativpräparaten suchen!

Übrigens gilt die Pille als am häufigsten verwendetes Verhütungsmittel in Deutschland und wird im Allgemeinen gut vertragen. (Quelle: de.statista.com)

Ein Artikel beim ZDF, der sich auf eine Erhebung der Techniker Krankenkasse stützt, berichtet, dass es bei der Einnahme der Pille mittlerweile einen klaren Abwärtstrend gibt: Nur noch rund jede zweite 18-Jährige verhüte mit dem Medikament. (Quelle: zdf.de)

Schlimmer geht immer: Durchfall

Genauso wie Erbrechen, kann auch Durchfall dafür sorgen, dass die Wirkstoffe der Pille nicht absorbiert werden können. Für Frauen, die an chronischen Darmerkrankungen - einhergehend mit Durchfällen - leiden, kann es durchaus sinnvoll sein (natürlich nach Absprache mit dem behandelnden Arzt) auf ein hormonbasiertes Verhütungsmittel - wie beispielsweise den Vaginalring oder das Verhütungsstäbchen - ausweichen. Oder auf alternative Verhütungsmethoden umzusteigen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Selbst die Einnahme anderer Medikamente kann eine fiese Verhütungsfalle darstellen - denn manche Präparate, wie beispielsweise bestimmte Antibiotika, stehen im Verdacht, die Aufnahme der Wirkstoffe zu hemmen und deshalb keinen ausreichenden Verhütungsschutz zu garantieren. Eine Studie des Departemt of Oral Medicine der University of Pennsylvania School of Dental Medicine hat die Wechselwirkungen der Pille mit Antibiotika untersucht. (Quelle: sciencedirect.com)

Zwar wurden keine Hinweise auf Wechselwirkungen gefunden, empfohlen wird aber trotzdem, während einer Antibiotika-Therapie auf zusätzliche Verhütungsmittel zurückzugreifen.

Auch wenn es mit Sicherheit spannendere Lektüren gibt: Lesen Sie sich unbedingt den Beipackzettel Ihrer Medikamente gründlich durch - oder besprechen Sie Ihre Symptome mit Ihrem Frauenarzt. Interessanterweise sind es nicht nur Medikamente, die die Wirksamkeit der Pille herabsetzen können.
Pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel, wie beispielsweise Johanniskraut, können den hormonellen Verhütungsschutz reduzieren. Das zeigt eine Studie, die im Fachjournal Clinical Pharmacology & Therapeutics publiziert wurde. (Quelle: wiley.com)

So verhütet man mit der Pille am sinnvollsten

Fehler bei der Pilleneinnahme können jeder Frau passieren. Glücklicherweise gibt es jedoch einiges, das getan werden kann, um diese Fehler zu vermeiden. Hier haben wir ein paar Tipps und Hinweise zur optimalen Pilleneinnahme:

Sich einen lückenlosen Vorrat schaffen

Im Idealfall hat Frau immer schon die nächste Packung parat, und zwar bevor die alte aufgebraucht ist. Denn wahrscheinlich möchte niemand am Wochenende plötzlich feststellen müssen, dass die Packung leer ist und das Präparat erst wieder nach dem nächsten Frauenarztbesuch eingenommen werden kann.

Für “Reminder” sorgen

Mittlerweile gibt es eine ganze Flut praktischer Apps, die zur Erinnerung an die fällige Pilleneinnahme benutzt werden können. Alternativ kann auch ein kleiner “Reminder” auf dem Smartphone eingestellt werden, um keine Pille mehr zu verpassen. Dazu reicht es schon, in der Uhren-App, die in der Regel beim Smartphone eh schon an Bord ist, einen täglichen Alarm einzurichten.

Ebenfalls eine clevere Zusatz-Idee: Apps, mit denen der Zyklus getrackt werden kann. Sie geben zusätzlich zur Erinnerungsfunktion noch eine ganze Reihe an Informationen zu Menstruation, Zyklus oder Eisprung.

Hormoneller Verhütungsschutz von 0 auf 100? Nicht ganz …

Hat man gerade erst mit der Einnahme der Pille begonnen und will am selben Abend noch Liebe machen, ist das vielleicht keine gute Idee! Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille - aber auch der Verhütungsring und das Verhütungsstäbchen - benötigen eine bestimmte Zeit, um ihre volle Schutzwirkung im Körper aufzubauen.

Dabei kann es sich um mehrere Tage handeln. Im Idealfall sollte man währenddessen auf Geschlechtsverkehr verzichten. Ist das nicht möglich, können andere Verhütungsmittel - wie beispielsweise Kondome - zusätzlich zum Einsatz kommen.

Pille vergessen, Kondom gerissen: Jetzt bloß keine Panik!

Sollte ein Verhütungsfehler passiert sein, ist es wichtig, auf keinen Fall in Panik zu geraten. Denn es gibt durchaus Dinge, die man noch tun kann, um eine Schwangerschaft zu vermeiden. Hier haben wir die wichtigsten Informationen im Überblick:

Die Kombinationspille (“Mikropille”) vergessen 

Sollte die eigentliche Einnahme weniger als 24 Stunden her sein, kann die vergessene Dosis nachgenommen und die nächste Einnahme ganz normal durchgeführt werden - auch, wenn man dann zwei Pillen an einem Tag einnehmen muss. Wurde die Pille bereits mehr als einmal während des Zyklus vergessen, sollten man - am besten in Absprache mit dem Frauenarzt - auf die Pille danach setzen. Damit geht man wirklich sicher, dass es nicht zu einer ungewollten Schwangerschaft kommt.

Die “Minipille” vergessen

Damit Pillen wirken können, die lediglich ein Gestagen enthalten, ist eine regelmäßige Einnahme (am besten zur selben Tageszeit) sehr wichtig. Das ist besonders bei der Minipille, die noch weniger Hormone enthält, der Fall. Die Pille sollte so schnell wie möglich nachgenommen und die Anwendung regulär fortgesetzt werden - auch wenn, wie bei der Mikropille schon erwähnt, unter Umständen zwei Einnahmen am selben Tag durchgeführt werden müssen. (Quelle: frauenaerzte-im-netz.de)

Wichtiger Hinweis: Hatte man in den letzten 5 Tagen vor dem Vergessen der Minipille ungeschützten Geschlechtsverkehr, muss die Einnahme der Pille danach in Betracht gezogen werden. Auch in diesem Fall kann ärztliche Beratung sinnvoll sein, weil nicht jede Art der Pille danach geeignet ist.

Der Klassiker: Das Kondom ist gerissen oder abgerutscht

Sollte ein Kondom während des Geschlechtsverkehrs gerissen oder abgerutscht sein, kann die Pille danach eine mögliche Schwangerschaft verhindern. Wichtig ist, dass sie so schnell wie möglich nach der Verhütungspanne eingenommen wird, weil zum Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs kein weiterer Schwangerschaftsschutz (wie beispielsweise durch die Verhütung mit der regulären Pille) bestand. 

In allen Fällen kann auch die Spirale danach eine Schwangerschaft verhindern. Dabei handelt es sich um eine Kupferspirale, die vom Frauenarzt eingesetzt wird. Praktisch ist, dass die Spirale nicht nur als Notfallmaßnahme verwendet wird, sondern auch langfristig als Verhütungsschutz im Körper verbleiben kann. Der Nachteil dieser Methode liegt allerdings darin, dass sie um einiges teurer als die Pille danach ist und nur durch einen Facharzt eingesetzt werden kann.

Hinweis: Dieser Artikel enthält keine medizinischen Ratschläge und ersetzt auch nicht eine ärztliche Beratung. Er dient ausschließlich informativen Zwecken. Wenden Sie sich bei allen Fragen der Gesundheit oder im Krankheitsfall unbedingt an einen Arzt oder Apotheker und lesen Sie auch die Beipackzettel Ihrer Medikamente vor Einnahme sorgfältig durch.