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Der Pearl-Index: Wie sicher sind Verhütungsmittel wirklich?

Der Pearl-Index gibt die Sicherheit eines Verhütungsmittels in Werten an. Auf diese Weise kann man feststellen, wie zuverlässig die eigene Verhütungsmethode ist.

  • Der Pearl-Index beschreibt die Erfolgsquote verschiedener Verhütungsmittel.
  • Ohne zu verhüten, werden 85 von 100 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger.
  • Die drei sichersten Verhütungsmethoden sind das Hormonimplantat, die Sterilisation des Mannes und die Antibabypille.
  • Neben der Zuverlässigkeit hat jedes Verhütungsmittel seine eigenen Vor- und Nachteile, die es abzuwägen gilt.

Um es gleich zu sagen: Dieser Artikel dient nicht dazu, Verhütungsmittel zu bewerben. Verhütung ist eine sehr persönliche Sache und es gibt eine große Zahl von Menschen, die der Geburtenkontrolle und Empfängnisverhütung kritisch bis ablehnend gegenüberstehen.

Wir bei DoktorABC respektieren jeden Standpunkt und jede Meinung. Diesen Artikel haben wir geschrieben, um Frauen, die schon regelmäßig verschiedene Methoden der Empfängnisverhütung benutzen, objektiv aufzuklären.

Was ist der Pearl-Index und was sagt er aus?

Es geht vielen Frauen so: Sie verhüten beim Geschlechtsverkehr und haben dennoch Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft. Auch Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Zuverlässigkeit der verschiedenen Verhütungsmittel. Um herauszufinden, wie sicher die entsprechende Verhütungsmethode in der Praxis ist, werden deshalb immer wieder Studien durchgeführt. (Quelle: medizin.uni-tuebingen.de)

Die Ergebnisse werden im sogenannten Pearl-Index dokumentiert. Auf diese Art ist es möglich, die Zuverlässigkeit verschiedener Methoden miteinander zu vergleichen und das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft einzuschätzen. (Quelle: profamilia.de)

So lesen Sie den Pearl-Index richtig

Wenn Sie den Pearl-Index lesen, erkennen Sie, wie viele von 100 Frauen in einem Jahr schwanger wurden, obwohl sie das entsprechende Verhütungsmittel angewendet haben. Ein Pearl-Index von 1 bedeutet, dass innerhalb eines Jahres eine von hundert Frauen trotz der Anwendung schwanger wurde. 

Als Bezugsgröße sollten Sie den Pearl-Index bei Geschlechtsverkehr ohne die Nutzung einer Verhütungsmethode kennen: Sie liegt bei 85. Ohne zu verhüten, werden also 85 von 100 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger. 

Je nach Studie und Quelle variiert der angegebene Pearl-Index häufig stark. Einige Angaben beziehen sich auf die Versagerquote bei einer perfekten Anwendung, während andere auch Anwendungsfehler mit einbeziehen.

Welchen Pearl-Index haben die Pille und Co.?

Da die Angaben des Pearl-Index je nach Quelle variieren können, beziehen wir uns auf die Angaben von pro familia. Pro familia Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e. V. ist ein nicht wirtschaftlicher Verein und bietet eine neutrale Auflistung des Pearl-Index. (Quelle: profamilia.de)

Verhütungsmittel Pearl-Index
Hormonimplantat 0-0,1
Sterilisation des Mannes 0,1
Antibabypille 0,1-0,9
Hormonspirale 0,16
Sterilisation der Frau 0,2-0,3
Kupferspirale 0,3-0,8
Depotspritze (Dreimonatsspritze) 0,3-0,88
Vaginalring/ Verhütungsring 0,4-0,65
Symptothermale Methode (bei Verzicht auf Geschlechtsverkehr in fruchtbaren Episoden) 0,4-1,8
Minipille/ Gestagenpille 0,5-3
Verhütungspflaster 0,72-0,9
Diaphragma (in Kombination mit einem Verhütungsgel) 1-20
Kondom 2-12
Chemische Verhütungsmittel (Spermizide) 3-21
Coitus interruptus (vor dem Samenerguss den Penis herausziehen) 4-18
Femidom (Kondom für die Frau) 5-25
Verhütungskappe (in Kombination mit einem Verhütungsgel) 6
Kalendermethode 9
Keine Verhütung 85

Sichere Verhütung mit einem Hormonimplantat

Das Hormonimplantat wird auch als Hormonstäbchen bezeichnet und zählt zu den hormonellen Verhütungsmethoden. Das Implantat wird unter die Haut des Oberarms geschoben. Dort setzt es über einen Zeitraum von drei Jahren kontinuierlich das Gestagen Etonogestrel frei. Wie die Minipille wirkt das Hormonstäbchen ausschließlich aufgrund eines Gestagens und ist somit östrogenfre.

Vorteile des Hormonimplantats:

  • Besonders zuverlässig
  • Schutz hält drei Jahre an
  • Auch bei Östrogenunverträglichkeit geeignet
  • Keine Einnahmefehler möglich
  • Schnelle Wiederherstellung der Fruchtbarkeit nach Entfernung

Nachteile eines Hormonstäbchens:

  • Monatsblutungen können unregelmäßig auftreten
  • Ausbleiben der Monatsblutung möglich
  • Relativ teure Verhütungsmethode
  • Nebenwirkungen können auftreten
  • Mit einem kleinen operativen Eingriff verbunden (örtliche Betäubung)

(Quelle: profamilia.de)

Die Vor- und Nachteile der Antibabypille

Die Pille gibt es seit den 1960er-Jahren in zahlreichen Varianten. Bei ihr schützt die Kombination eines Östrogens und eines Gestagens die Anwenderinnen bei pünktlicher Einnahme sehr zuverlässig vor einer Schwangerschaft. Die verschiedenen Hormone und Dosierungen der unterschiedlichen Pillensorten bieten dem Arzt eine gute Auswahl, um ein passendes Mittel für die Frau zu finden.

Vorteile der Antibabypille:

  • Sehr zuverlässig
  • Große Auswahl an Wirkstoffkombinationen
  • Teilweise zusätzlicher Nutzen wie ein besseres Hautbild oder Linderung von Menstruationsschmerzen
  • Gute Zykluskontrolle
  • Minipille auch bei Östrogenunverträglichkeit geeignet

Nachteile der Kombi-Pille:

  • Muss täglich zur gleichen Zeit eingenommen werden
  • Nebenwirkungen sind möglich
  • Mit Risiken für Thrombosen und Embolien verbunden
  • Darf nicht in der Stillzeit eingenommen werden
  • Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln möglich
  • Wirkt nicht bei Durchfall und Erbrechen

(Quelle: gesundheit.gv.at)

Hormon- und Kupferspirale im Vergleich

Sowohl die Hormonspirale als auch die Kupferspirale schützen Sie über mehrere Jahre vor einer Schwangerschaft. Dazu wird das Verhütungsmittel in beiden Fällen von einem Frauenarzt eingesetzt. Allerdings muss der Sitz der Spirale regelmäßig mittels eines Ultraschalls geprüft werden. Diese Kontrolluntersuchung wird in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. 

Neben den Gemeinsamkeiten gibt es aber auch einige Unterschiede zwischen der Hormon- und der Kupferspirale.

Die Hormonspirale

Die Hormonspirale ist ein hormonales Verhütungsmittel. Sie ist frei von Östrogen und sondert lediglich ein Gestagen in regelmäßigen Abständen ab. Dadurch sind Sie mit einem Pearl-Index von 0,16 sehr zuverlässig vor einer Schwangerschaft geschützt. Den hohen Schutz bestätigt auch eine Untersuchung, die zuerst im Fachjournal Annals of Medicine veröffentlicht wurde. (Quelle: tandfonline.com)

Allerdings kann die Freigabe von Hormonen auch mit Nebenwirkungen einhergehen. Viele Anwenderinnen der Hormonspirale bemerken weniger starke und kürzere Monatsblutungen. Teilweise bleibt die Periodenblutung sogar ganz aus. Die Hormonspirale schützt Sie drei bis fünf Jahre vor einer Schwangerschaft.

Die Kupferspirale

Bei der Kupferspirale handelt es sich hingegen um ein hormonfreies Verhütungsmittel. Der Schwangerschaftsschutz entsteht lediglich aufgrund des enthaltenen Kupfers. Mit einer Versagerquote zwischen 0,3 und 0,8 ist die Kupferspirale ebenfalls zuverlässig, jedoch nicht ganz so sicher wie die Hormonspirale.

In einigen Fällen kann die Monatsblutung durch die Verhütung mit der Kupferspirale stärker und schmerzhafter ausfallen. Mit einer Kupferspirale sind Sie fünf bis zehn Jahre lang geschützt.

Für wen eignet sich die Dreimonatsspritze?

Die Dreimonatsspritze (Depotspritze) enthält lediglich ein Gestagen. Sie kann dementsprechend auch von Frauen, die Östrogene nicht vertragen, genutzt werden. Allerdings greift die Depotspritze deutlich stärker in den Hormonhaushalt ein als die Minipille. Entsprechend wird diese Verhütungsmethode bloß in Ausnahmefällen verschrieben. 

Vorteile der Depotspritze:

  • Schutz hält bis zu drei Monate an
  • Einnahmefehler sind ausgeschlossen
  • Zuverlässiger Empfängnisschutz
  • Östrogenfrei

Nachteile der Dreimonatsspritze:

  • Relativ starker Eingriff in den Hormonhaushalt
  • Nebenwirkungen können über den gesamten Wirkungszeitraum der Spritze anhalten
  • Häufig kommt es zu unregelmäßigen Blutungen
  • Muss von einem Arzt verabreicht werden
  • Ggf. zusätzliche Kosten für die Verabreichung der Spitze

(Quelle: frauenaerzte-im-netz.de)

Verhüten mit einem Vaginalring

Der Vaginalring enthält wie die Antibabypille ein Östrogen und ein Gestagen. Er wird ähnlich wie ein Tampon in die Scheide eingesetzt. Dort setzt er kontinuierlich geringe Hormonmengen frei. Er verbleibt über 21 Tage in der Scheide. Nach einer einwöchigen Hormonpause setzen Sie einen neuen Verhütungsring ein.

Auch eine Studie des Department of Gynecology and Obstetrics am Johns Hopkins Hospital in Baltimore, USA, kam zu dem Schluss, dass der Vaginalring eine gute Methode der Empfängnisverhütung ohne hohe Risiken darstellt. (Quelle: thieme-connect.com)

Vorteile des Vaginalrings:

  • Muss lediglich einmal im Monat eingesetzt werden
  • Schützt zuverlässig vor einer Schwangerschaft
  • Wirkt auch bei Durchfall und Erbrechen
  • Kann selbstständig eingesetzt werden

Nachteile des Verhütungsrings:

  • Ähnliche Nebenwirkungen wie die Antibabypille
  • Wird in seltenen Fällen als störend beim Geschlechtsverkehr empfunden
  • Führt teilweise zu Reizungen der Scheide und Ausfluss
  • Darf nicht in der Stillzeit angewendet werden

Wie gut sind Verhütungspflaster?

Auch das Verhütungspflaster wirkt ähnlich wie die Antibabypille und enthält sowohl ein Gestagen als auch ein Östrogen. Die Hormone werden über die Haut aufgenommen. 

Vorteile des Verhütungspflasters:

  • Sie müssen nur einmal pro Woche an den Wechsel des Pflasters denken
  • Wirkt auch bei Durchfall und Erbrechen
  • Zuverlässiger Empfängnisschutz
  • Kann eigenständig angebracht werden

Nachteile eines Verhütungspflasters:

  • Ähnliche Nebenwirkungen wie die Antibabypille
  • Etwas höheres Thromboserisiko im Vergleich zur Pille
  • Kann in einigen Fällen zu Hautrötungen führen
  • Sie müssen regelmäßigen kontrollieren, ob das Pflaster noch richtig klebt
  • Nicht in der Stillzeit geeignet

(Quelle: profamilia.de)

Welche Verhütungsmethode ist also am zuverlässigsten?

Dem Pearl-Index zufolge ist das Hormonimplantat das zuverlässigste, reversible Verhütungsmittel. Allerdings ist die Anwendung eines Hormonimplantats mit einem kleinen operativen Eingriff verbunden. 

Wer sich lieber mit einem Verhütungsmittel zum Einnehmen schützen möchte, für den gilt die Antibabypille mit einem Pearl-Index von 0,1-0,9 als besonders zuverlässig. Bei regelmäßigen Magen-Darm-Beschwerden kann eine eigenständige und zuverlässige Verhütung mittels eines Vaginalrings infrage kommen. Zur östrogenfreien Verhütung eignet sich zudem die Minipille.

Hinweis: Dieser Artikel enthält keine medizinischen Ratschläge und ersetzt auch nicht eine ärztliche Beratung. Er dient ausschließlich informativen Zwecken. Wenden Sie sich bei allen Fragen der Gesundheit oder im Krankheitsfall unbedingt an einen Arzt oder Apotheker und lesen Sie auch die Beipackzettel Ihrer Medikamente vor Einnahme sorgfältig durch.