Eine französische Studie belegt, dass regelmäßiger Alkoholkonsum das Demenzrisiko verdreifacht
Als besonders hoch wird die Gefahr dabei gesehen, dass die Demenz durch den falschen Umgang mit Alkohol schon bereits vor dem 65. Lebensjahr eintreten kann, so hat es das Team um Michael Schwarzinger vom Translational Health Economics Network in Paris beschrieben. Alkohol ist bei den frühen Demenzfällen zu mehr als 57 Prozent beteiligt. Damit wird der Alkoholkonsum inzwischen als einer der größten Risikofaktoren für eine früh einsetzende Demenz betrachtet, wie auch der Forscher Timo Grimmer von der Technischen Universität München beschreibt, der nicht an der französischen Studie beteiligt war. Vergangene Studien bezogen sich auf einen leichten Alkoholkonsum und dessen Auswirkung auf Demenz. Hier wurde sogar eine leichte Risikosenkung bescheinigt. Die Qualität der Studien wird aber inzwischen in Frage gestellt. Starker Alkoholkonsum wird übrigens ab 1,5 Litern Bier täglich als solcher betrachtet. Das entspricht rund 60 Gramm reinem Alkohol. Enthalten ist die gleiche Alkoholmenge auch in 0,7 Litern Wein. Für Frauen wird starkes Trinken bereits ab einer Menge von 40 Gramm reinem Alkohol fixiert. Das entspricht 0,5 Litern Wein oder einem Liter Bier.
Die Studie
Die Basis für die Studie waren Datenbanken mit Angaben zu sämtlichen Entlassungen aus französischen Krankenhäusern zwischen den Jahren 2008 und 2013. Dabei waren etwa 1,1 Millionen Menschen, die eine Demenz aufwiesen. Bei drei Prozent dieser Patienten hatte die Demenz direkten Zusammenhang mit alkoholbedingten Hirnschäden, bei rund fünf Prozent wurde den Demenz-Betroffenen innerhalb der Studie ein schädlicher Alkoholkonsum bescheinigt.
Noch deutlicher zeigte sich der Zusammenhang von Alkohol und Demenz bei den Patienten, die vor dem 65. Lebensjahr bereits eine Demenz ausbildeten, was bei rund jedem zwanzigsten Fall so war. Innerhalb dieser Gruppe wiesen 39 Prozent der Betroffenen alkoholbedingte Hirnschäden auf. Weiter 18 Prozent bekamen einen schädlichen Alkoholgebrauch bescheinigt.
Die Risikosteigerung ist immens
Der entsprechenden Analyse folgend steigert ein starker Alkoholkonsum sämtliche Demenzformen um den Faktor 3. Damit erweist sich der Alkohol als der größte von Betroffenen beeinflussbare Risikofaktor für eine solche Erkrankung. Die Forscher sehen den Zusammenhang darin, dass Alkohol zu Nervenschäden führt und der Alkoholkonsum einen weiteren Risikofaktor für Risiken für das Gehirn darstellt. Dazu gehören Bluthochdruck und auch Epilepsie.
Deutsche sind so trinkfreudig wie Franzosen
Gemäß Schätzungen der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, trinken die Deutschen Alkohol in ähnlicher Menge wie die Franzosen, die in dieser Studie untersucht wurde. Menschen ab 15 Jahren trinken in Frankreich im Jahr durchschnittlich 11,7 Liter reinen Alkohol, bei den Deutschen sind es 11,4 Liter.
Die Folgen des Alkoholkonsums für das Demenzrisiko sind deutlich höher, als bisher angenommen. Wichtig sollte werden, dass Ärzte eine umfassendere Aufklärung auch im Hinblick auf den Zusammenhang von Alkoholkonsum und Demenz betreiben. Positiv an der Studie ist, dass der Mensch einen höheren Einfluss auf sein Demenzrisiko hat, als bisher angenommen.
Der Zusammenhang der Studie muss allerdings als statistischer Zusammenhang zwischen Alkohol und Demenz betrachtet werden. Einen endgültigen Beleg für den Zusammenhang lieferten sie nicht. Zur Reduzierung von statistischen Verzerrungen rechneten die Forscher aus der Studie andere Demenz-Risikofaktoren wie das Alter heraus.
Wie viel Alkohol ist noch akzeptabel?
Die Grenzen setzten Forscher für Frauen bei maximal 12 Gramm reinem Alkohol pro Tag, was etwa einen Glas Wein von 0,125 Litern oder einem kleinen Glas Bier entspricht. Für Männer liegt die Obergrenze bei 24 Gramm. Dazu sollte an zwei Tagen wöchentlich Abstinenz selbstverständlich sein.