Man spricht von einer Revolution in der Neurodermitis-Therapie
Dr. Ralph von Kiedrowski, Sprecher des Berufsverbandes der Dermatologen, gerät ins Schwärmen, wenn der von den neuen Therapiemöglichkeiten für die Neurodermitis spricht. Er nennt Dupilumab als Antikörper-Wirkstoff eine Revolution, die erst seit kurzer Zeit als Medikament zugelassen ist.
Kiedrowski war mit seiner eigenen Auftragsfirma wesentlich an der Studie des Medikaments beteiligt, die herstellerfinanziert war und die letztlich dazu führte, dass das Medikament seine Zulassung erlangte. Auch wenn noch weitere Untersuchungen erforderlich sind, um auch eine langfristige Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen zu testen, ist ein großer Schritt in der Neurodermitis-Therapie gelungen. Insgesamt fiel das Urteil für das Medikament aber so positiv aus, dass sowohl die europäische als auch die US-amerikanische Zulassungsbehörde von Dupilumab überzeugt werden konnten. Das Medikament konnte in Vergleichstests mit einem Placebo viele Symptome der Erkrankung deutlich beeinflussen. Der Hautausschlag wie auch der Juckreiz reduzierten sich und Betroffene berichteten auch von weniger Ängstlichkeit und Depressionen unter der Anwendung des Präparates. Mitentwickler Kiedrowski unterstreicht, dass gerade bei intensiven Krankheitsverläufen ein echter Durchbruch mit dem Präparat erzielt werden konnte.
Bei zwei Dritteln der Patienten schlug das Präparat gut an
Bei Neurodermitis sind neue Therapieansätze gefragt. Die Forschung hat über Jahre keine wesentlichen Neuigkeiten heraus gebracht und die Standardtherapien wurden auch nicht modifiziert. Neben einer speziellen Hautpflege wird auf Kortison und unterschiedliche andere Medikamente gesetzt. Das sind meistens Mittel, die gerade in einer dauerhaften Anwendung sehr intensive Nebenwirkungen mitbringen können.
Hautärzte setzen deshalb umso größere Hoffnungen in das Präparat Dupilumab. Erwartet wird, dass in nächster Zeit ein weiterer Wirkstoff dazu kommt. Dieser hat gerade seine zweite Studienphase durchlaufen, hat noch eine vor sich und muss sich nun noch beweisen. Für beide Substanzen gilt, dass sie deutlich verträglicher als beispielsweise Kortison sein sollen, an Effektivität aber nicht hinter Kortison stehen.
Seitens der Universitätsklinik München ist auch Professor Andreas Wollenberg von dem neuen Präparat sehr überzeugt und unterstreicht, dass die Lebensqualität von Patienten sich mit diesem Medikament deutlich verbessern lässt. Wollenberg hat eine beratende Tätigkeit für die Herstellerfirma und hält auch honorarbasierende Vorträge für die Firma. Er hatte auch Beteilung an der Zulassungsrunde. Innerhalb dieser wurde Patienten von Ärzten der Wirkstoff über einen Zeitraum von vier Monaten in regelmäßigen Zeitabständen in den Bauch gespritzt. Gut ein Drittel der Patienten reagierte sehr positiv auf die Behandlung und Ekzeme sowie Juckreiz verschwanden fast oder auch vollständig. Bei den restlichen Patienten reduzierten sich die Symptome spürbar.
Wie wirkt das Medikament?
Bei Dupilumab handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper. Antikörper sind generell zunächst Proteine, die das menschliche Immunsystem als Reaktion auf fremde Substanzen wie Fremdkörper herstellt. Diese sollen die Antigene unschädlich werden lassen. Nach genau diesem Prinzip arbeiten nun die im Labor entwickelten Antikörper und als monoklonal werden sie bezeichnet, weil sie eine starke Spezialisierung haben, sich somit nur auf bestimmte Antigene konzentrieren. Das bedeutet eine gezieltere Wirkung als bei anderen Mitteln.
Dupilumab hemmt nur den Teil des Immunsystem, der bei Neurodermitis-Patienten eine Überaktivität aufweist. Das bewirkt eine Dämpfung von Entzündungsreaktionen.
Einziger Nachteil des Medikaments: der Preis
Wie hoch der Behandlungspreis jährlich in Europa für Patienten sein wird, steht noch nicht fest. In den USA fallen pro Patient jährliche Behandlungskosten von 37.000 US-Dollar an. Das könnte bewirken, dass eine Behandlung mit dem Präparat zunächst nur bei besonders schweren Fällen stattfindet.
Trotz guter Wirkungen auch Nebenwirkungen
Leider ist auch Dupilumab nicht frei von Nebenwirkungen und so haben sich bei Patienten an der Einstichstelle Hautreaktionen gezeigt und auch Entzündungen von Augen oder Augenlidern sowie Schwellungen und auch gelegentlich Herpesbläschen begleiteten die Behandlung.