Tabletten gegen Kopfschmerzen gelten als zu harmlos
Die Werbung suggeriert uns, dass es überhaupt kein Problem ist, bei Kopfschmerzen sofort eine Tablette einzunehmen und damit die eigene Leistungsfähigkeit so weit wie möglich umgehend wieder herzustellen. Dabei wird - mit Ausnahme der gesetzlich vorgeschriebenen Warnhinweise - kein Wort darauf verschwendet, was genau die Tabletten im Körper bewirken und ob sich die Tabletteneinnahme als schädlich erweisen kann. Mediziner sehen das anders und raten auch bei der Einnahme von Kopfschmerztabletten zur Vorsicht und nicht dazu, einfach eine Tablette zunehmen, weil es gerade etwas zwickt im Kopf.
Nicht nur für Kopfschmerzen werden frei verkäufliche Schmerzmittel jeglicher Art angeboten
Ob es der Kopfschmerz ist oder der Rücken oder ob der Körper ansonsten lästige Schmerzen bereitet - es gibt für jeden Schmerz das passende Produkt auf dem Markt und theoretisch muss sich niemand mehr mit Schmerzen auseinandersetzen. Dabei versprechen die Hersteller der Tabletten, dass der Nutzer sofort wieder leistungsfähig für Arbeit, Sport oder die abendlichen Aktivitäten wird. Allerdings sollte man sich bei dem Überangebot an Schmerztabletten immer wieder die Frage stellen, ob der eigene Konsum nicht vielleicht zu hoch ist.
Der Pharmakonzern hat eine Umfrage in Auftrag gegeben
In der Umfrage des Pharmakonzerns Bayer wurden Verbraucher bezüglich ihres Umgangs mit Schmerzmitteln befragt. Dabei stellte sich heraus, dass die Mittel überwiegend dem Zweck dienten, wichtige berufliche Termine nicht zu versäumen und im Alltag immer leistungsfähig zu sein. Dieser Umgang mit Schmerzmitteln sollte durchaus kritisch betrachtet werden.
Andreas Kopf - leitender Arzt innerhalb der Hochschulambulanz für Schmerz- und Palliativmedizin in der Berliner Charité - hat hierzu eine eigene Meinung. Er definiert Schmerzen ganz einfach und sagt, dass Schmerz ein völlig natürlicher Vorgang im Körper ist, der diesen vor Schädigungen schützen soll. Mit der Einnahme von Medikamenten geht diese Warnfunktion verloren.
Die sogenannte Achterregel beachten
Ein verantwortungsvoller Umgang mit Schmerzmitteln mit der Berücksichtigung von Tageshöchstdosis und der Einnahme über einen kurzen Zeitraum stellt für den Organismus noch kein Problem dar. Der befürchtete Gewöhnungseffekt tritt bei einem maßvollen Umgang mit Schmerzmitteln nicht ein. Allerdings gilt es medizinisch als bedenklich, wenn bei Schmerzen sofort zur Tablette gegriffen wird und die Ursachen gänzlich ausgeklammert und nicht betrachtet werden.
Die Faustregel bei der Tabletteneinnahme wird so beschrieben: Wenn an mehr als acht Tagen innerhalb eines Monats Tabletten gegen Schmerzen eingenommen werden, sollte der Mediziner konsultiert werden. Zudem sollte der Betroffene sich selbst fragen, warum die Tabletten eingenommen werden.
Oftmals sind chronische Schmerzen der Hintergrund für die Tabletteneinnahme. Wenn durch den Schmerz eine seelische Beeinträchtigung entstehet und man zudem schlechter schläft, Verabredungen mit Freunden absagen muss oder auch öfter Aktivitäten absagen muss, dann ist es Zeit, nicht Tabletten zu nehmen, sondern den Schmerz ganzheitlich behandeln zu lassen. Hinzu kommt, dass durch die Einnahme von Tabletten öfter als achtmal monatlich der Schmerz dann möglicherweise nicht mehr reduziert wird, sondern sich eher verstärkt.
Immer Schmerzen aushalten ist keine Alternative
Wer dagegen nie Tabletten einnimmt und anstelle dessen Schmerzen immer aushält, tut sich und seinem Körper auch keinen Gefallen. In Studien wurden Hinweise darauf entdeckt, dass bei bestimmten Schmerzen eine gute akute Kontrolle dabei hilft, dass der Schmerz nicht zu einem chronischen Problem wird.
Der Anspruch an Schmerzmittel und deren Leistungen ist bei den Menschen generell sehr hoch angesiedelt. Kopf argumentiert, dass ein schmerzfreies Leben ein unrealistischer Wunsch ist. Innerhalb seines Schmerzzentrums arbeitet er gemeinsam mit den Kollegen daran, dass die Schmerzzustände der Patienten reduziert werden, so dass ein normales Leben geführt werden kann. Ansonsten ist es der Fall, dass der Schmerz zum Leben dazu gehört und manchmal auch ausgehalten werden sollte.