- Viele Länder greifen im Hinblick auf die Impfpflicht schon hart durch
- Warum geht die Impfbereitschaft zurück?
- Die Pocken konnte eine Impfpflicht ausrotten
- Rechtlich wäre eine Impfpflicht für alle umsetzbar
- Die Impfpflicht würde nicht überall greifen
- Deutschland arbeitet mit sanftem Druck
- Deutschland setzt weiter auf Beratung und Freiwilligkeit
Viele Länder greifen im Hinblick auf die Impfpflicht schon hart durch
Zahlreiche EU-Partnerländer gehen anders mit dem Impfschutz um, als das in Deutschland der Fall ist. In Italien müssen Eltern sogar inzwischen mit Bußgeldern rechnen, wenn sie ihre Kinder nicht gegen die zwölf gängigen Krankheiten durch einen Impfschutz versorgen lassen. In Frankreich sind es dagegen nur elf Impfungen, mit denen Kleinkinder unter zwei Jahren seit Anfang 2018 geschützt sein müssen, um von einer öffentlichen Betreuungseinrichtung aufgenommen zu werden.
Mit solchen strengen Maßnahmen reagieren unsere Nachbarländer inzwischen auf die niedriger werdenden Impfraten und dazu wiederkehrende Masernausbrüche. Interessant ist dabei die Frage, warum eine medizinische Maßnahme, die einen Schutz des Einzelnen wie auch der Gemeinschaft gegen bestimmte Krankheiten dient, mit Zwangsmaßnahmen umgesetzt werden muss. Fakt ist allerdings, dass die Impfquoten sinken, auch bei uns in Deutschland.
Warum geht die Impfbereitschaft zurück?
Experten sehen den Hintergrund für die nachlassende Impfbereitschaft schlicht in Nachlässigkeit. Die Impferfolge, die in den letzten Jahrzehnten zu verzeichnen waren, gemeinsam mit Falschmeldungen und Fehlinformationen, die im Internet grassieren, führen zudem bei der Bevölkerung zu einer allgemeinen Skepsis gegenüber Impfungen.
Die Pocken konnte eine Impfpflicht ausrotten
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kritisiert seit Jahren die Entwicklung der Impfmüdigkeit. Von dieser Seite wird argumentiert, dass Masern und Röteln sich lediglich durch eine konsequente Impfpflicht ausrotten lassen. Dass die konsequente Impfung eine Krankheit ausrotten kann, zeigt sich in der Pflichtimpfung gegen Pocken. Viele Ärzte betrachten eine konsequente Impfpflicht aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht als unverzichtbar, argumentieren aber gleichzeitig, dass sie bei uns gesellschaftspolitisch bedingt wohl nur schwer umsetzbar ist.
Rechtlich wäre eine Impfpflicht für alle umsetzbar
Rechtlich spricht nichts gegen eine Impfpflicht, da das Infektionsschutzgesetz bei einer möglichen Seuchengefahr oder dem Risiko einer auftretenden Epidemie eine Einführung der Impfpflicht mittels Verordnung vorsieht. Die generelle Impfpflicht wird laut Rechtsexperten aber chancenlos sein, da dies durch das Bundesverfassungsgericht als Eingriff in das gesetzlich verankerte Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit eingreifen würde und deshalb auch eine Ablehnung erfahren würde.
Die Impfpflicht würde nicht überall greifen
Fachleute der Ständigen Impfkommission halten die Impfpflicht für nicht durchsetzbar, wenig sinnvoll und auch schädlich, da gerade Impfgegner in ihrer Meinung bestärkt würden und das Problem sich nicht beheben ließe. Impflücken werden seitens der Kommission ohnehin weniger bei Kindern gesehen, sondern eher bei Jugendlichen und Erwachsenen, bei denen die Impfpflicht nicht mehr greifen würde. Bei Masern ist es beispielsweise so, dass über 90 Prozent der Kinder im Schulalter einen Impfschutz haben, dass allerdings 40 Prozent der 18- bis 44-jährigen über keinen Impfschutz gegen die Krankheit verfügen, wie es eine Erhebung des Robert-Koch-Instituts eröffnete. Eine Impfverpflichtung würde zu noch größeren Lücken führen, denn Experten gehen davon aus, dass die Impfpflicht dann die Bereitschaft für weitere freiwillige Impfungen bei Impfgegnern senken würde. Es besteht damit nur die Möglichkeit einer generellen Impfpflicht für alle Impfungen oder keiner Impfpflicht.
Deutschland arbeitet mit sanftem Druck
In Deutschland gilt beim Impfschutz weiterhin die Freiwilligkeit. Allerdings wurden einige kleine Verpflichtungen eingeführt, innerhalb derer Eltern beispielsweise beim Eintritt des Kindes in die Kita eine Impfberatung nachweisen müssen. Hartnäckige Verweigerungen dieser Beratung werden mit Bußgeldern bis zu 2.500 Euro belegt. Zudem besteht die Ausschlussmöglichkeit für ungeimpfte Kinder und Jugendliche in Gemeinschaftseinrichtungen, sofern dort eine Krankheit ausbricht, gegen die ein Impfschutz möglich wäre.
Deutschland setzt weiter auf Beratung und Freiwilligkeit
Die Verbesserung der Impfbereitschaft soll in Deutschland durch mehr Aufklärung und motivierende Ärzte stattfinden. Ein vertrauter Arzt, der gründlich aufklärt, kann den Widerstand gegen den Impfschutz beim Patienten möglicherweise aufbrechen.