Aber warum ist das eigentlich so? Dieses Verhalten ist evolutionsbedingt. Das Gehirn ist besser in der Lage, negative Erlebnisse zu fühlen und zu speichern als positive Erinnerungen zu archivieren. Das liegt daran, dass der Mensch in seinen Urzeiten Erfahrungen, die ihn gefährdeten, in Erinnerung behalten musste, um sie dann in einer erneuten Notsituation abrufen und nutzen zu können.
Heute ist unser Leben weitgehend sicher
Der Mensch ist heute keinen wesentlichen Gefahren mehr ausgesetzt. Seuchen sind weitgehend gebannt, Hungersnöte kennen nur noch die wirklich älteren Generationen. Wir leben auch nicht mehr in der ständigen Gefahr, gefährlichen Tieren in der Natur zu begegnen oder gar gefressen zu werden. Dennoch kann sich das Gehirn auch nach vielen Jahrtausenden offenbar noch nicht daran gewöhnen können, dass keine unmittelbaren Gefahren mehr für den Menschen bestehen.
Heute verläuft unser Leben weitestgehend positiv
Wir erleben heute deutlich mehr positive Erlebnisse als Negatives. Das Leben bietet viel Schönes, uns gelingt vieles und es gibt immer wieder Besonderes, das uns angenehm überrascht. Dennoch konzentriert sich der Mensch - beispielsweise in einem Jahresrückblick, wie er in jedem Jahr zu Silvester stattfindet - eher an die negativen Ereignisse des Jahres als an die Positiven. Was positiv war, gerät deutlich schneller in Vergessenheit. Die relativ wenigen negativen Ereignisse geraten im Vergleich zu den überwiegend schönen Ereignissen völlig in den Vordergrund. Die Anstelle dessen, dass wir unser relativ entspanntes und komfortables Leben genießen und uns daran freuen, dass es angenehm und schön geworden ist, stürzen wir uns selbst in Stress und erzeugen uns damit selbst negative Gefühle. Die Weihnachtszeit beispielsweise annehmen und genießen? Das geht heute bei den meisten Menschen anscheinend nicht mehr. Anstelle dessen wird sich in das Getümmel der City gestürzt, es wird sich selbst Stress um das perfekte Weihnachtsmenü gemacht und so wird auch eine an sich dem Rückzug und der Ruhe gewidmete Zeit schon wieder negativ belegt.
Wie kann man sich wieder etwas positiver programmieren?
Es lohnt sich, wenigstens einmal am Tag eine Bestandsaufnahme des Tages zu machen. Dabei sollte der Fokus auf den schönen Dingen liegen, die am vorausgegangenen Tag geschehen sind. Nicht der Drucker im Büro, der heute gestreikt hat, sollte in den Mittelpunkt geraten, sondern anstelle dessen das schöne Gespräch mit der netten Kollegin in der Mittagspause. Dazu sollten wir einfach einmal darauf verzichten, immer das Optimum aus allem herauszuholen. Nicht die Anzahl der Dinge, die wir geschafft haben, zählt immer. Ab und zu innehalten und einfach rückblickend genießen - das schärft die Sinne für das Positive. Dabei sollten wir versuchen, in Momenten der Ruhe und des Genusses - beispielsweise bei einem entspannten Besuch bei der Kosmetikerin - nicht schon wieder gedanklich die neuen abzuarbeitenden Aufgaben zu erledigen.
Wann haben Sie zuletzt einen Menschen gelobt oder Ihre Wertschätzung für ihn offen ausgesprochen?
Positiv prägen kann sich auch jeder Mensch, wenn er bei anderen Menschen nicht nur die negativen Seiten sucht und ausspricht, sondern sich gegenteilig öfter positiv über die Verhaltensweisen oder Eigenschaften der anderen Menschen äußert. Sagen Sie der Kollegin einfach einmal, wie sehr Sie die Art, wie sie ihre Arbeit verrichtet, anerkennen. Machen Sie einfach einmal ein spontanes Kompliment. Wir nehmen heute viele Dinge als viel zu selbstverständlich an. Dazu leben wir ein permanentes Leben auf der Überholspur. Allerdings ist unsere Zeit begrenzt und deshalb sollten wir sie so positiv wie möglich gestalten.
Einen positiven Rutsch in das Jahr 2018 - wünscht Ihnen das Doktorabc-Team!